Vorangehen

Bibelfenster zum 29. Juni 2012:

Zu der Zeit, als König Herodes über das jüdische Land herrschte, lebte ein Priester namens Zacharias. Auch seine Frau stammte aus einer Priesterfamilie; sie hieß Elisabet. Beide führten ein Leben, das Gott gefiel. Sie waren aber kinderlos, denn Elisabet konnte keine Kinder bekommen; außerdem waren sie auch schon sehr alt. Einmal hatte Zacharias wieder Dienst am Tempel in Jerusalem. So ging er in das Innere des Tempels, um das Räucheropfer darzubringen. Da erschien ihm plötzlich der Engel des Herrn. Als Zacharias ihn sah, erschrak er und bekam große Angst. Aber der Engel sagte zu ihm: „Hab keine Angst, Zacharias! Gott hat dein Gebet erhört. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Johannes nennen. Er wird dem Herrn als Bote vorausgehen.“ Zacharias sagte zu dem Engel: „Woran soll ich erkennen, dass es wirklich so kommen wird?“ Der Engel antwortete: „Ich bin Gabriel, der vor Gottes Thron steht. Gott hat mich zu dir gesandt, um dir diese gute Nachricht zu bringen.“ Als Zacharias wieder aus dem Tempel kam, konnte er nicht zum Volk sprechen. (LK 1, 5-22)

Damals trat der Täufer Johannes in der Wüste von Judäa auf und verkündete: „Ändert euer Leben!“ Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und um die Hüften einen Ledergurt. Seine Nahrung bestand aus Heuschrecken und Honig von wilden Bienen. Die Leute aus Jerusalem kamen zu ihm, bekannten öffentlich ihre Sünden und ließen sich von ihm im Jordan taufen. Auch viele Pharisäer und Sadduzäer kamen, um sich von Johannes taufen zu lassen. (Mt 3, 1-7)

Zu dieser Zeit geschah es: Jesus kam aus Nazaret in Galiläa zu Johannes und ließ sich von ihm im Jordan taufen. Als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel aufriss und der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sagte zu ihm: „Du bist mein Sohn, dir gilt meine Liebe, dich habe ich erwählt.“ (MK 1, 9-11)

Als Johannes am nächsten Tag Jesus auf sich zukommen sah, sagte er: „Seht dort das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt. Von ihm habe ich gesprochen, als ich sagte: Nach mir kommt einer, der über mir steht; denn bevor ich geboren wurde, war er schon da. Auch ich kannte ihn vorher nicht. Aber eben deshalb bin ich gekommen und habe mit Wasser getauft, damit er in Israel bekannt wird.“ (Joh 1, 29-31)

Herodes hatte Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Der Grund dafür war: Herodes hatte seinem Bruder Philippus die Frau, Herodias, weggenommen und sie geheiratet. Johannes hatte ihm daraufhin vorgehalten: „Das Gesetz Gottes erlaubt dir nicht, sie zu heiraten.“ Als nun Herodes Geburtstag hatte, tanzte die Tochter von Herodias vor den Gästen. Das gefiel Herodes so gut, dass er einen Eid schwor und ihr versprach, ihr alles zu geben, was sie sich wünschte. Auf Anraten ihrer Mutter sagte das Mädchen: „Gib mir hier auf einem Teller den Kopf des Täufers Johannes!“ Herodes schickte den Henker ins Gefängnis; der enthauptete Johannes. Sein Kopf wurde auf einem Teller hergebracht und dem Mädchen überreicht. Das gab ihn weiter an seine Mutter. (Mt 14, 3-11)

Auszüge aus Bibel 2000 zur Person Johannes des Täufers

Was mir zu Johannes dem Täufer einfällt? Am 24. Juni feiern wir seinen Namenstag.  Mit diesem Tag endet auch die Spargelzeit, damit der Spargel genug Zeit hat, Kraft für die nächste Saison zu tanken. Man lässt den Spargel danach auf dem Feld austreiben und erntet nicht mehr. Der Spargel braucht die lange Pause, um im kommenden Jahr wieder gut ausschießen zu können.

Des Weiteren: Johannes wurde Mensch auf ebenso ungewöhnliche Weise wie auch Jesus. Beide Male war ein Engel namens Gabriel im Spiel. Der hatte etwas mitzuteilen, was bei Zacharias Sprachlosigkeit und bei Maria Furcht hervorrief. Elisabeth war zu alt und Maria ohne Mann.

Das Bibelfenster

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Ich erinnere mich auch an die sonderbare Kleidung dieses Johannes und seine Zeit in der Wüste. Schließlich hat er sogar Jesus getauft (ob bei ihm auch zum Zeichen seiner Umkehr?). Dieser Johannes hat sich nicht den Mund verbieten lassen, sondern sich Tod bringender Gefahr ausgesetzt. Er wurde geköpft und sein Haupt auf einer Schale der Zweitfrau des Herodes präsentiert.

Ich wünschte mir solche Sonderlinge mehr in unserer Kirche; solche Menschen mit dem Mut, ihre Botschaft standfest – ob gelegen oder ungelegen – zu erzählen. Sie könnten zwar manchmal belächelt werden, doch sie erregten oft auch nachdenkliche Aufmerksamkeit und forderten zum Dialog heraus. Was könnte unserer Kirche besseres passieren?!

Und eines wird mir bei erneutem Lesen besonders und bleibend bewusst: Johannes verwies nicht auf sich (seht, ich bin auserwählt!), sondern auf den, der größer ist als er, dessen Vorbote er sein wollte: Jesus Christus, das Lamm Gottes.
In meinem Tun immer wieder von mir auf diesen Jesus zu verweisen, dürfte ich als glaubender Mensch ziemlich locker hinbekommen. Ob ich so leicht aber in meinen Erfolgen auch auf einen anderen Menschen, dem ich diesen Erfolg eigentlich verdanke, verweisen könnte, ist nicht so sicher. Da bleibt mir Johannes der Täufer ein begleitender Mahner.

Klaus Warning, Pastor in Teilzeit