Zumutungen?

Bibelfenster zum 15. September 2015

Jesus zog mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er sie: „Für wen halten mich eigentlich die Leute?“ Die Jünger gaben zur Antwort: „Einige halten dich für den wieder auferstandenen Täufer Johannes, andere halten dich für den wiedergekommenen Elija, und noch andere meinen, du seist einer von den alten Propheten.“ „Und ihr“, wollte Jesus wissen, „für wen haltet ihr mich?“ Da sagte Petrus: „Du bist Christus, der versprochene Retter!“ Aber Jesus schärfte ihnen ein, mit niemand darüber zu reden. Danach begann Jesus den Jüngern klar zu machen, was Gott mit ihm vorhatte: dass der Menschensohn vieles erleiden und von den Ratsältesten, den führenden Priestern und den Gesetzeslehrern verworfen werden müsse, dass er getötet werden und nach drei Tagen auferstehen müsse. Jesus sagte ihnen das ganz offen.

Bibel 2000, Markus 8, 27 – 32

Manchmal wüsste ich auch gerne, was die Leute so von mir halten. Vielleicht könnte ich mich darüber freuen oder mein „blaues Wunder erleben“. Manchmal habe ich mir auch gedacht: Soll ich den Menschen das, was ich selber glaube, zumuten und sie damit herausfordern? Mache ich mich damit nicht eher unbeliebt?
Dürfte ich es in diesen Zeiten der Meinungsvielfalt wagen, zu bekennen: Das Boot ist noch lange nicht voll! Nehmt doch die Flüchtlinge bereitwillig auf!

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Dürfte ich gegen den sehr beliebten Papst Franziskus polemisieren: Dass er nur ein Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen hat und nicht auf die Dauer zu Barmherzigkeit ermuntert, beispielsweise gegenüber den Frauen, die abgetrieben haben?
Dürfte ich mich mit meiner Meinung zu wiederverheirateten Geschiedenen oder Homosexuellen herauswagen? Dass ihnen Achtung gebührt und sie gerne ganz an der Kommunion teilnehmen und auch Segen empfangen dürfen? Dass ich das sogar selber auch den getrennten Christen ermöglichen würde. Würde ich Ärger mit der Kirchenleitung um der Menschen willen in Kauf nehmen?

Jesus tat das in seinen eindeutigen Reden um der Menschen willen und hat damit auch vielen viel zugemutet. Und er hat Petrus zurechtgewiesen, der ihn von diesen gefahrvollen Wegen abbringen wollte.

Würde ich das alles wagen, auch auf die Gefahr hin, mich angreifbar zu machen?
Für mich sage ich eindeutig: JA, ich täte es und tue es.

Klaus Warning, Pastor in Teilzeit