Brennendes Interesse 

brennendes Lagerfeuer
Bild: unsplash.com, Benjamin Deyoung

Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich. Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, Gewalt und Unterdrückung! muss ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Hohn und Spott. Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so brannte in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinen Gebeinen. Ich mühte mich, es auszuhalten, vermochte es aber nicht.

Jeremia 20,7-9 

 

Der Prophet Jeremia ist einer verzwickten Situation: Einerseits muss er mit seinem Volk Tacheles reden, weil es sich seinem Schöpfer, Befreier, Landgeber und Herrn gegenüber widerspenstig verhalten hat. Andererseits hat er ein so starkes brennendes Interesse an seinem Volk, dass er es nicht aufgeben will und nicht aufgibt. So schreibt er seinen Landsleuten, die ins babylonische Exil deportiert wurden, die bleibende Zusage Gottes ins Zukunftsbuch eben dieses seines Volkes.

Jeremia weiß sich selbst von diesem Gott ergriffen, er ließ sich von ihm „betören“, wie er schreibt, er verspürt in sich ein brennendes Feuer, das dieser sein Gott in ihm entzündet hat. Deswegen kann er von diesem seinem Gott nicht lassen, auch wenn ihm dadurch viele Anfeindungen ins Leben stehen.

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Aber genauso wie er von Gott nicht lassen kann und Gott nicht von ihm lässt, kann Jeremia auch von seinem Volk nicht lassen. Auch unter Anfechtung steht er weiterhin für diese seine Landsleute vor Gott ein. Er vermittelt Hoffnung, weil er sich und sein Volk auch weiterhin in der Weite Gottes aufgehoben weiß.

„Brennendes Interesse am Gelingen des Lebens der Menschen“ – das ist ein Zeichen und ein Kriterium für einen Menschen, der sich von Gott berufen weiß. Deswegen ist es eine gute Frage in der Begleitung von Menschen, sie zu fragen: „Wofür brennst du?“.
Diese Frage kann man sich selbst auch hin und wieder neu stellen.

P. Franz Richardt