Bunte Bildchen?!

Ob es Ihnen schon aufgefallen ist? Im Briefkasten geht es ein bisschen weniger bunt zu …
Des Rätsels Lösung ist einfach: Die Mitarbeiter*innen in den Postfilialen haben wohl die Anweisung bekommen, keine Briefmarken mehr auf Briefe zu kleben, sondern einen dem Portowert entsprechenden Aufkleber auszudrucken und zu verwenden. Aus „bunten Bildchen“ werden schwarz-weiße digitale Frankierlabel. Die Post begründet das mit Arbeitsersparnis und damit geringeren Kosten.
Irgendwie entspricht das dem allgemeinen Trend. Vieles wird einer Kosten-Nutzen-Analyse untergeordnet, wird standardisiert, vereinfacht. Aber damit nehmen wir auch die Farbe aus dem Leben heraus – so wie jetzt bei den Briefmarken.
Schade! Ich jedenfalls mag diese „bunten Bildchen“ und freue mich immer, wenn auf einem Umschlag mal eine besondere Marke aufgeklebt ist, die ich vorher noch nicht gesehen habe! Digitale Ausdrucke sehe ich im Alltag schließlich genug. Und wenn überhaupt noch einer der wenigen privaten Briefe seinen Weg in meinen Briefkasten findet, dann wird er für mich durch eine aufgeklebte Briefmarke noch ein wenig schöner!
Mag sein, dass diese „Verknappung“ der Briefmarken sie wieder etwas wertvoller macht und sich für manche wohltätigen Organisationen das Sammeln von gebrauchten Postwertzeichen (wie sie ganz offiziell heißen) wieder lohnt. Und vielleicht schaut man dann auch mal wieder genauer hin, was denn auf so einer Briefmarke überhaupt abgebildet ist – denn manche sind schon richtige Kunstwerke, weisen auf berühmte Persönlichkeiten hin, zeigen interessante Orte, erinnern an Jubiläen.
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Ich habe jedenfalls meine Entscheidung getroffen: Farbe ins Leben – und in die Post! Ich kaufe Briefmarken auf Vorrat und klebe selbst – und wenn ich mir nicht ganz sicher bin, welches Porto auf den Brief muss, dann fang ich schon mal mit einem „bunten Bildchen“ an – und was dann noch fehlt, kann ja gerne über ein Computerlabel abgedeckt werden.
Übrigens: Arbeitslos wird der Erzengel Gabriel wegen dieser neuen Praxis bei der Post nicht, denn er ist nicht nur für Briefmarkensammler zuständig, sondern auch für die Postboten und Radiosprecher („er brachte Maria die Botschaft“). Und die gibt es ja durchaus noch!
PS: Im Moment ist auf meinem Briefmarkenvorrat gerade Hans Rosenthal abgebildet mit seinem berühmten „Das-war-Spitze!“-Sprung – Erinnerungen werden wach!