„Jeder verdient Gesundheit“

Caritas-Jahreskampagne 2012

Das ist die zentrale Aussage der Caritas-Jahreskampagne 2012. Das deutsche Gesundheitswesen ist eines der besten der Welt. Doch Ärzte, Kliniken und Medikamente reichen nicht, um eine der größten Krankheitsursachen in Griff zu bekommen: die Armut. Wer lange ohne Job ist, kein Einkommen hat oder als Asylbewerber hier lebt, ist häufiger krank als der Rest der Bevölkerung.

Eigentlich stehen jedem in Deutschland jedem gesetzlich Versicherten die gleichen Leistungen zu – unabhängig davon, welchen Beitrag er oder sie in die Krankenversicherung einbezahlt hat. Doch die Chancengleichheit in der gesundheitlichen Versorgung existiert für manche nur auf dem Papier. Schon Zuzahlungen für Medikamente, Zahnersatz oder Brillen sind bei Ebbe im Geldbeutel ein Problem. Asylbewerber erhalten lediglich eine Notversorgung. Wer kein Aufenthaltsrecht besitzt, geht nicht zum Arzt, weil dieser ihn den Behörden melden müsste.

Motiv Caritas Jahreskampagne 2012, Bild: Caritas
Armut macht krank, das zeigen die Protagonisten auf dem Plakaten zur Caritas-Jahreskampagne 2012 (Bild: Caritas)

Auch wenn es unser solidarisches Gesundheitssystem nicht zulassen dürfte: Der Gesundheitszustand vieler Menschen hängt stark von ihrem sozialen Status ab. Je geringer dieser ist, desto weniger nehmen Menschen die ihnen zustehenden Gesundheitsleistungen in Anspruch. Die Erkenntnis vieler Fachleute lautet: Wo es an Einkommen, Perspektiven und Bildung fehlt, ist Krankheit eine häufige Begleiterin.

In Deutschland ist jeder sechste Einwohner armutsgefährdet. Das sind rund 12,6 Millionen Menschen. Arbeitslose und Alleinerziehende mit ihren Kindern sind besonders betroffen. Ebenso Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss.
Besonders häufig von Armut bedroht sind Langzeitarbeitslose. Sieben von zehn tauchen in der Armutsstatistik auf. Auch die Zunahme schlecht bezahlter Jobs im Niedriglohnbereich führen immer mehr Menschen in Armut. Bei Alleinerziehenden mit Kindern bis drei Jahren liegt das Armutsrisiko über 50 Prozent. Bei Menschen mit niedriger Schulbildung und ohne berufliche Ausbildung lebt jeder vierte an oder unter der Armutsgrenze.

Hinter diesen Zahlen verbergen sich viele Einzelschicksale. Ohne staatliche Unterstützung geht bei diesen Menschen wenig bis gar nichts. Oft müssen sie gleichzeitig mit mehreren Problemen fertig werden: Arbeitslosigkeit, der Verlust der Wohnung, Sucht, Straffälligkeit und gesundheitliche Einschränkungen. Das Risiko extremer Armut steigt, wenn die Betroffenen nicht bereit oder nicht in der Lage sind, das soziale Hilfesystem in Anspruch zu nehmen. Sie leben in allen Bereichen des Lebens weit unter dem Standard und können sich nicht aus eigener Kraft aus dieser Lebenslage befreien.
Von Armut betroffen oder bedroht sind auch viele Kinder und Jugendliche. Ohne eine frühzeitige Unterstützung gehören sie zu den Verlierern der Gesellschaft. Armut grenzt ihre Spielräume massiv ein und ist Ursache für Unterversorgungen – mit Folgen für ihre Entwicklung, ihre Bildung und ihre Gesundheit. Ohnmacht und Ausgrenzung erleben diese Kinder jeden Tag. Eine Erfahrung, die prägt – ein Leben lang.

Der Caritasverband fordert deswegen: In Deutschland darf Gesundheit nicht länger von Einkommen, Bildung oder dem Aufenthaltsstatus eines Menschen abhängen. Wir brauchen ein Gesundheitssystem, zu dem alle Zugang haben. Dazu eine Politik, die Armut und Arbeitslosigkeit bekämpft, denn jeder verdient Gesundheit.

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