Miteinander voneinander lernen

Dialog der Religionen Katholikentag

Wer den Katholikentag in Regensburg vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 besucht, kann beim Stand des Bistums Osnabrück Heimatluft schnuppern: Es gibt Kaffee und Kekse, aber auch Infos darüber, wie hierzulande der Kontakt zu Muslimen und Juden gepflegt wird, denn der Stand auf der Kirchentagsmeile steht ganz im Zeichen des Dialogs der Religionen. Dieses Thema passt perfekt zum Motto des Katholikentages: „Mit Christus Brücken bauen“.

Sabbatfeier in der Kita König David, Bild: kirchenbote.de
Sabbat feiern wie die Großen: In der jüdisch-christlichen Kita König David gibt es Brot und Kerzen zum Üben und Spielen in der Plüschvariante (Bild: kirchenbote.de)

Und Brücken werden im Bistum Osnabrück einige gebaut, denn der interreligiöse Dialog ist hier ein Thema für alle Generationen! Die verschiedenen Religionsgemeinschaften sind auf vielen Ebenen vernetzt und gestalten zahlreiche Projekte und Initiativen gemeinsam. Es gibt eine lange Tradition des Miteinanders in Osnabrück, die sich in verschiedenen Kontexten etabliert hat, etwa im „Arbeitskreis der Religionen“ oder beim „Runden Tisch der Religionen“. „Dabei ist der Austausch getragen von dem Bewusstsein, in der Stadt des Westfälischen Friedens zu leben. Das zeigt sich besonders in dem hohen Maß an Respekt, mit dem sich alle Engagierten begegnen“, sagt Katrin Großmann. Sie ist beim Bistum Osnabrück Beauftragte für den interreligiösen Dialog. Ausdrücklich lobt sie die große Offenheit aller Beteiligten, sich in innovativer Weise im Dialog zu engagieren. Das habe in den vergangenen Jahren ganz besondere Projekte ermöglicht:

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zusammen (er)leben

In der Kindertagestätte „König David“ zum Beispiel spielen und lernen jüdische und christliche Kleinkinder zusammen. Mit den Perlen für Gott hat die Kindertagesstätte „Heilig Kreuz“ einen Gebetsweg für Kinder und Familien verschiedener Religionen entwickelt. Die deutschlandweit einzigartige Drei-Religionen-Grundschule in Osnabrück ist ein Gemeinschaftsprojekt von Juden, Christen und Muslimen, um zusammen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Glaubensrichtungen zu (er)leben.

Bild: Bistum Osnabrück
Der Katholikentagsstand mit diesem Logo gehört zum Bistum Osnabrück (Bild: Bistum Osnabrück)

Christlich-muslimische Kirchen- und Moscheeführungen geben Jugendlichen im Bistum Eindrücke vom Glaubensleben der anderen. Außerdem gehören interreligiöse Gesprächskreise, Begegnungs- und Bildungsinitiativen in vielen Gemeinden, Verbänden und Einrichtungen zur Tradition im Bistum. So treffen sich beispielsweise schon seit mehr als 40 Jahren Juden und Christen aus der ganzen Welt ein Mal pro Jahr zur jüdisch-christlichen Bibelwoche in Haus Ohrbeck.
„Grundsätzlich kann Dialog in allen Kontexten stattfinden, in denen Menschen unterschiedlichen Glaubens einander in ihrem Alltag begegnen“, ist sich Katrin Großmann sicher. Entscheidend sei, ob diese Begegnungsräume als Möglichkeiten zum Dialog genutzt würden. In den Kindertagesstätten im Bistum, die als Häuser für Kinder und Familien ausgezeichnet sind, erschließen Fachkräfte für Religionspädagogik mehr und mehr diesen natürlichen Begegnungsraum, um die Kinder von klein auf in einem interreligiösen Lernprozess zu begleiten. Auf der Ebene der Studierendengemeinden gibt es einen Gesprächskreis mit dem muslimischen Jugendverband, der sich zweimal im Semester unter einem bestimmten Thema zum interreligiösen Austausch trifft. Im kommenden Juli beispielsweise sind die christlichen Jugendlichen zum Fastenbrechen im Ramadan in eine Moscheengemeinde eingeladen.

Hände waschen in der Synagogen (Bild: Thomas Osterfeld)
In einer Projektwoche lernen die Kinder der Drei-Religionen-Grundschule: Hände waschen gehört zum Synagogenbesuch dazu (Bild: Thomas Osterfeld)

Ein Anliegen, das alle Religionen verbindet

An vielen Orten im Bistum gibt es ähnliche interreligiöse und interkulturelle Gesprächskreise, in denen oft auch die katholischen Verbände engagiert sind. Auch der Einsatz für Flüchtlinge, wie er in mehreren Pfarreien des Bistums geschieht, kann in diesem Kontext gesehen werden.
Papst Franziskus betont: „Die Zukunft liegt in einem respektvollen Zusammenleben der Verschiedenheiten“. Für Katrin Großmann ist das eine ganz praktische Notwendigkeit: „Wir alle merken, dass in unserer mehr und mehr säkular geprägten Gesellschaft der Platz der Religionen im öffentlichen Leben immer häufiger in Frage gestellt wird. Hier scheint es mir wichtig, gemeinsam mit einer Stimme zu sprechen und den Wert der Religion für eine Gesellschaft zu betonen.“ Für Großmann ist klar, dass das ein Anliegen ist, das alle Religionen verbindet. Deswegen seien eben auch Christen gefragt, Zeugnis abzulegen, für eine Kultur des Zusammenlebens und des Dialogs, zu der das Konzil und auch ganz aktuell Papst Franziskus immer wieder ermutigten: „So stehen wir ein für den Frieden unter den Kulturen und Völkern und gegen die Angst, die Quelle der Fundamentalismen in allen Religionen und Quelle von Kriegen und Gewalt an so vielen Orten ist.“ Papst Franziskus mache deutlich, dass es nur einen Weg gebe, um diese Angst zu besiegen, und das sei der Weg des Dialogs und der Begegnung, die gekennzeichnet ist von Freundschaft und Respekt. Für Katrin Großmann bedeutet das ganz praktisch: „Meine Aufgabe ist es, Menschen im Bistum Osnabrück zu diesem Dialog zu befähigen. Oft wissen wir ja so wenig über die Anderen! Dabei geht es darum, Kontakte zu vermitteln, konkrete Projekte zu unterstützen und zu begleiten, vor allem aber auch darum, Angst zu nehmen und zur Begegnung mit dem Fremden zu ermutigen.“

Weiterführende Informationen

Kontakt

Katrin Großmann
Domhof 12
49074 Osnabrück
Telefon: 0541/318-246
E-Mail: Katrin Großmann