Die Macht des Schlüssels

Ein alter Schlüssel liegt auf dem Boden.
Bild: pixabay.com, carmen6969

Als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemand zu sagen, dass er der Messias sei.

Einheitsübersetzung, Matthäus 16,13-20

 

Nervöses Durchsuchen der Hand- und Jackentaschen, hektischer Blick ins Türschloss, nochmal im Auto nachsehen. Wann hatte ich ihn denn zuletzt? Das Gefühl, einen Schlüssel zu verlieren, kennt vermutlich jeder. Und das Gefühl, Schlüssel in andere Hände abzugeben, vermutlich auch. Da ist Vertrauen gefragt: wenn ich jemandem mein Auto leihe, oder die Nachbarin während meines Urlaubs in meiner Wohnung die Blumen gießt.

Im Evangelium ist die Rede von einem ganz besonderen Schlüssel – und von einem tiefen Vertrauensverhältnis. Jesus hat großes Vertrauen in Petrus. Er sagt: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Damit zeigt er: Ich vertraue dir, denn du wirst für das Himmelreich, das Reich Gottes, sorgen und es nicht vergessen. Wenn ich nicht mehr bei euch bin, dann musst du den Menschen von Gott, unserem Vater, erzählen. Petrus hat sich alle Mühe gegeben, das Vertrauen, das Jesus ihm geschenkt hat, nicht zu enttäuschen. So wurde er zur „Schlüsselfigur“ der jungen christlichen Gemeinde.

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Der Nachfolger des Petrus ist heute der Papst. Was damals für Petrus gegolten hat, das gilt heute für ihn. Er muss dafür sorgen, dass wir Gottes große Liebe und Jesus nicht vergessen und dass das Reich Gottes bei uns anfangen kann.

Jesus vertraut Petrus, aber er vertraut auch uns. Auch wir haben hier und heute die Aufgabe, das Reich Gottes mitzugestalten. Auch wir sollen von Gott und seiner großen Liebe zu uns Menschen erzählen. Das kann auch für uns ein Schlüssel sein.

Das heißt: Wir sollen dafür sorgen, dass wir hier schon ein Stück Himmel auf Erden erleben: indem wir anderen helfen, niemanden ausschließen und den trösten, der traurig ist.

Mir gefällt dieses Evangelium, weil es uns in die Verantwortung ruft. „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“, fragt Jesus. Da kommen viele Aussagen zusammen. Zu diesem neu auftretenden Jesus hatte jeder eine Meinung, gespeist von Wissen oder Halbwissen. So ganz genau wusste aber niemand, ob dieser Jesus einer von vielen Propheten oder tatsächlich der erwartete Messias war. Schließlich fordert Jesus eine persönliche Stellungnahme – damals von den Jüngern und heute von uns. „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“
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Katharina Engelen