Die Sendung Jesu
Der HERR sagte zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will. Jetzt aber hat der HERR gesprochen, der mich schon im Mutterleib zu seinem Knecht geformt hat, damit ich Jakob zu ihm heimführe und Israel bei ihm versammelt werde. So wurde ich in den Augen des HERRN geehrt und mein Gott war meine Stärke. Und er sagte: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.
Jesaja 49,3.5-6Am Tag darauf sah er Jesus auf sich zukommen und sagte: Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht; aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, damit er Israel offenbart wird. Und Johannes bezeugte: Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Auch ich kannte ihn nicht; aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen und auf ihm bleiben siehst, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist der Sohn Gottes.
Johannes 1,29-34
Knecht – Lamm – Sohn Gottes: Drei Blickpunkte auf die Sendung Jesu
Die Inhalte dieser Bibelstellen weisen hin auf den Übergang Jesu in die Zeit seines Erwachsenseins, in die Zeit, in der er öffentlich auftritt, um das Reich Gottes zu verkünden. Jesus ist von Johannes dem Täufer getauft worden. Er ist als Sohn Gottes geoffenbart und bestätigt worden. Direkt danach musste er sich in seiner Berufung bewähren. Das ist der Inhalt der drei Versuchungen Jesu. Jetzt weist Johannes hin auf den Beginn des öffentlichen Auftretens Jesu. Drei Stichworte fassen vorweg den Kern seiner nun beginnenden Sendung zusammen: Knecht Gottes, Lamm Gottes, Sohn Gottes.
Als Knecht steht er ganz im Dienst seines Vaters und hat die Aufgabe, nicht nur Menschen aus dem Volk Israel neu mit dem von Gott geschenkt Heil in Berührung zu bringen, sondern alle Menschen in den weiten Raum der Zuwendung Gottes zur Welt hineinzunehmen.
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Als Lamm Gottes ist er der Weg, auf dem dieses Heil zu den Menschen kommt. Das Lamm Gottes ist durch die ganze alttestamentliche Vorstellungswelt und durch die liturgische Prägungen tief verankert mit der Wirklichkeit, dass Jesus, als Lamm Gottes, die Sünde der Welt hinwegträgt. Die Sünde ist die zentrale dunkle Macht, die die lichtvolle Verbindung zu Gott stört und zerstört. Die radikale Zusage Gottes, dass Gott uns Menschen mit Wohlwollen begegnet, verdichtet sich in diesem Bild des Lammes, das uns das Heil Gottes schenkt.
Und schließlich steht am Ende des Evangeliums das Wort vom Sohn Gottes. Es soll klar sein, dass die angesagte Erlösung wirklich von Gott her kommt und nicht dichter an Gott gebunden sein kann als durch die Tatsache, dass er sich selbst in dieser Weise, als Sohn, ins Werk der Erlösung hinein begibt.
Als Knecht, als Lamm, als Sohn beginnt Jesus den Weg seines öffentlichen Wirkens. Das Johannesevangeliums fasst am Ende noch einmal alles zusammen: „Diese (Zeichen) aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen“ (Johannes 20,31).
Pater Franz Richardt