Du kannst dein Ändern leben!

bunte Blätter an einer Schnur
Bild: unsplash.com, Chris Lawton

Dann kam er nach Jericho und ging durch die Stadt. Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich. Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Lukas 19, 1-10

 

„Du musst dein Ändern leben.“ Dieser Spruch, der Rainer Maria Rilke zugeschrieben wird, ist mir schon an so manchen Postkartenständer ins Auge gesprungen. Heute kam er mir in den Sinn als ich das Evangelium des Sonntag las: Zachäus.

Zachäus ein kleiner, reicher Mann, der Chef eine Truppe ist, die den Menschen das Geld aus der Tasche zieht. Er ist Handlanger der römischen Besatzungsmacht und verdient damit gutes Geld und hat viele Vorzüge, ein durchaus zwielichter Typ. Deshalb ist es wohl nicht ohne Grund, dass er von den Menschen gemieden und verachtet wurde.

Und ausgerechnet dieser Zachäus mischt sich unter die vielen Menschen, die Jesus sehen wollten. Was genau ihn getrieben hat, wissen wir nicht. War es Neugier? Sensationslust? Oder die Suche nach Sinn, eine Sehnsucht nach Veränderung?

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Zachäus mischt sich nicht nur unter die Leute, sondern er will auch etwas sehen und klettert auf einen Baum. Die Menschen haben sicher so etwas gedacht wie: „Was will denn dieser Halsabschneider hier?“ – „Typisch, nicht nur dass er uns unser Geld nimmt, jetzt muss er sich auch noch hier so in den Vordergrund spielen und sich über uns erheben?“ – Zumindest hätte ich wohl so etwas gedacht. Und was wäre ich empört gewesen, ja wütend, wenn Jesus ausgerechnet zu diesem Typen sagt: „Mit dir will ich heute zu Abendessen“

Und Zachäus? – Er lässt sich von Jesus ansprechen, berühren und ändert sein Leben.

„Ihr müsst die Menschen lieben, wenn ihr sie ändern wollt.“ so hat es der Schweizer Pädagoge und Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi einmal gesagt. Und genau dies ist auch Jesu Pädagogik: Er beurteilt die Menschen nicht nach ihrem Ruf, er verachtet sie nicht aufgrund ihres Handels, sondern er begegnet den Menschen in unbedingter und bedienungsloser Liebe. Und das gibt den Menschen die Kraft, sich zu verändern. Jesus ruft Zachäus zu „Mit dir will ich heute zu Abendessen!“. Er meint damit nicht: „Du musst dein Leben ändern (sonst gehe ich nicht mit dir nach Hause).“ Sondern es ist die großartige Zusage: „Du kannst Dein Ändern leben!“

Bernd Overhoff