Echte Hingabe

Tomaten
Bild: unsplash.com, Elaine Casap

Unter den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten, gab es auch einige Griechen. Diese traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen. Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Johannes 12,20-33 

Gewinnen  durch Verzichten – Auf diese Kurzformel könnte man den Schrifttext des heutigen Sonntags reduzieren. Das klingt beim ersten Hören lebensfeindlich: Wie soll ich etwas gewinnen, wenn ich mich selbst meiner Möglichkeiten beschneide? Mich einbringen und selbst verwirklichen, davon hängt doch ab, was am Ende meiner Lebensrechnung herauskommt – und nicht vom Hergeben!

Jesus setzt in seiner letzten Rede das Bild vom Weizenkorn dagegen: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bringt es keine Frucht. Er geht sogar noch weiter: Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben gering schätzt, wird es bewahren.

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Jesus provoziert damit. Letztlich macht er damit deutlich, dass es nichts bringt, sich aufzureiben, um möglichst gut dazustehen. Auch wenn ich ständig darauf achte, nichts zu verpassen, alles an Erfahrungen und Möglichkeiten mitzunehmen, so gewinne ich laut Jesus nur dort, wo ich bereit bin, mir das Meine nehmen zu lassen.

Wenn ich sterbe, werde ich mir eines Tages sogar selbst genommen werden. Wie ich das annehmen kann – vertrauend und zustimmend oder ängstlich und verweigernd – das wird offen legen, ob ich in meinem Leben allein auf mich gesetzt habe oder ob ich mich von einem Größeren getragen wusste. Wenn ich von mir etwas aufgebe, schafft das Platz für Gott selbst und sein Wirken durch mich.

Wenn ich es mit meinem Glauben ernst meine, lasse ich mich darauf ein. Das ist echte Hingabe.

Christian Adolf