Ehrenamtliche Gemeindeteams – ein Modellprojekt
Das Bistum Osnabrück möchte Ehrenamtliche an der Leitung von Kirchengemeinden beteiligen. Damit Kirche vor Ort lebendig bleibt, beauftragt der Bischof ehrenamtliche Gemeindeteams.
Sie übernehmen Verantwortung für die Bereiche Glaubensweitergabe, Liturgie, Verkündigung und Diakonie. Sieben Frauen werden künftig als Gemeindeteam in der Osnabrücker Liebfrauengemeinde tätig sein: Jutta Brand, Ute Burmeister, Hergart Dölle, Monika Engel, Ursula Johansmann, Irmgard Pieper und Annelies Suiver. Sie haben ihre Beauftragungsurkunde bekommen und sagen: Wir sind keine Konkurrenz zum Pfarrgemeinderat.
Pfarrgemeinderatsarbeit – das hat Irmgard Pieper jahrelang gemacht. Dabei hat sie über viele Dinge beraten, Entscheidungen getroffen, oft unter Zeitdruck, weil Terminvorgaben von außen bestanden. Als Vorsitzende des Gremiums musste Pieper auch darauf achten, „dass die Dinge liefen“. Spirituell geprägt war dieses Ehrenamt nicht immer. Aber wenn Irmgard Pieper über ihr neues Tätigkeitsfeld im Gemeindeteam spricht, leuchten ihre Augen und sie wirkt begeistert. „Jedes Treffen beginnen wir mit Bibelarbeit. Wir lesen einen Text und beschäftigen uns damit“, erzählt Pieper. Sogar, wenn man zunächst gedacht habe, ein Bibeltext sei sehr sperrig, habe sich dieser dann als sehr passend für den Abend herausgestellt, ergänzt Monika Engel.
Von Bischof Franz-Josef Bode beauftragt
Um ihren Dienst gut tun zu können, haben die Frauen eine Ausbildung mit monatlichen Treffen und zwei Wochenendterminen absolviert. Jetzt hat Daniela Engelhard, Leiterin des Seelsorgeamtes im Bistum, stellvertretend für den Bischof die Beauftragung ausgesprochen – befristet auf drei Jahre. Die gemeinsamen Treffen mit Bibelteilen zu beginnen, haben die Frauen während der Ausbildung gelernt. Es ist auch für Monika Engel etwas Neues. Sie war in der Liebfrauengemeinde als Gruppenleiterin aktiv, hat Kinder im Ferienlager betreut und ist als Kommunionhelferin im Einsatz. Im Gemeindeteam geistlich gefordert zu sein, sei eine neue und bereichernde Erfahrung, sagt sie.
Mit der Beauftragung werden die sieben Frauen des Gemeindeteams „Anwaltschaften“ übernehmen. Ursula Johansmann hat sich zum Beispiel für den Bereich „in Zukunft Gottesdienst feiern“ gemeldet. Alles, was damit zu tun hat, wird sie im Blick behalten. Ein Beispiel könnte das Krippenspiel sein: Soll es das in der Christmette geben oder nur für die kleinen Kinder gespielt werden? Allerdings sind die Mitglieder des Gemeindeteams nicht befugt, Entscheidungen zu treffen. „Wir sind nur Vermittler, keine Macher“, sagt Pieper.
Weitere Infos
Nicole Muke, Leiterin des Bereichs Gemeindeentwicklung im Bistum Osnabrück, erläutert es wie folgt: Aufgabe des Gemeindeteams sei, Fragen, die die Gemeinde bewegen und die nicht im Pfarrgemeinderat besprochen werden können, aufzugreifen und bei Konflikten auf eine Konsensentscheidung hinzuarbeiten. Wer in einem Gemeindeteam tätig sei, müsse sich zurücknehmen können. Pfarrer Zbigniew Kadziela freut sich auf das Wirken des Gemeindeteams. Es sei gut, wenn immer mehr Gefirmte sich an Kirche beteiligen.
Kirche der Beteiligung
Die Idee der Gemeindetams beruht auf dem Konzept einer „Kirche der Beteiligung“ und kann an Orten wirken, in denen beispielsweise kein örtlicher Pfarrgemeinderat vorhanden ist, der sich um lokale Fragen kümmert. So gibt es in vielen Pfarreiengemeinschaften zwar getrennte Kirchenvorstände, aber einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat, der die Belange des großen Ganzen berät. Oft sind auch die Hauptamtlichen nicht lokal zugeordnet, sondern für einen Aufgabenbereich innerhalb der Pfarreiengemeinschaft zuständig. Die Gemeindeteams sollen als Ansprechpartner für die Menschen vor Ort fungieren sich innerhalb ihres Gebiets um vier Bereiche besonders kümmern: „In Zukunft solidarisch handeln“, „In Zukunft glauben“, „In Zukunft Gottesdienst feiern“, „In Zukunft Gemeinde gestalten“.
Gemeindeteams gibt es im Bistum Osnabrück bereits in Berge, Grafeld und Hollenstede. In der Pfarreiengemeinschaft Eversburg/Pye wird es ein Team nur in der Liebfrauengemeinde geben. In der Pfarrei St. Matthäus Melle mit fünf Kirchstandorten wollen die bestehenden Ortsausschüsse für Melle, Riemsloh, Sondermühlen, St. Annen und Buer überlegen, ob sie Gemeindeteams etablieren.