Ein bisschen Advent
Mitten im Oktober ist bei mir schon ein bisschen Advent. Nein, nicht wegen der Spekulatius und der Weihnachtsmänner, die im Supermarkt stehen, die finde ich zum jetzigen Zeitpunkt eher langweilig.
Es ist Oktober – und ich warte. Ich halte Ausschau, spitze die Ohren, bin aufmerksam.
Ich warte – auf die Wildgänse. Irgendwann in diesen Tagen werden sie kommen – auf ihrem Weg nach Süden. Für etliche tausend Wildgänse aber ist das Emsland schon der „Süden“, sie werden hier überwintern. Und das ist eines der schönen Dinge hier im Winter – immer wieder sieht man Gruppen von Gänsen oder wilden Schwänen fliegen, bzw. richtiger gesagt: Zuerst hört man sie – und dann schaut man empor, sucht den Himmel ab und sieht sie in ihrer typischen Keilform, mal mehr oder weniger perfekt, fliegen.
Was aber haben jetzt die Wildgänse mit Advent zu tun? Objektiv gesehen erst einmal herzlich wenig … auch wenn für viele der Gänsebraten zu den kommenden Wochen und Monaten dazu gehört. Aber die Wildgänse lösen etwas in mir aus, was ich als „adventlich“ beschreiben würde … voll Erwartung sein, gespannt, wann kommen sie? Ein wenig bang: Werden sie überhaupt kommen?
Über die Autorin
Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!
Sie machen mich sehnsüchtig … ich ahne um etwas, was mir manchmal in meinem Alltag verloren gegangen ist – Weite, Freiheit, Gemeinschaft … Und ihr Rufen lenkt meinen Blick zum Himmel, holt mich heraus aus den Zwängen meines Kalenders und der „To-do-Listen“.
So wünsch ich mir den Advent, dann irgendwann mal ab dem 3. Dezember – wartend, sehnsüchtig, bang, den Himmel absuchend. Aber „adventlich leben“, das geht jetzt schon und ist eigentlich eine Grundhaltung für uns Christen. Und die Wildgänse erinnern mich daran.
„Und ihr Rufen lenkt meinen Blick zum Himmel, holt mich heraus aus den Zwängen meines Kalenders und der „To-do-Listen“.
Ja, das kann Advent sein, den Blick von der Erde zum Himmel richten, warten, hoffen und wachsam sein.