Ein klares Programm mit Perspektiven
In dieser Woche haben in der Jugendbildungsstätte Haus Maria Friede in Rulle die Studientage stattgefunden für diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die in der Jugendpastoral in unserem Bistum tätig sind: in den Gemeinden, in den Dekanatsjugendbüros, den Jugendverbänden, der Diözesanebene, den Jugendbildungsstätten, den Freiwilligendiensten, der Offenen Jugendarbeit. Das zeigt schon, wie vielfältig in unserem Bistum die Jugendpastoral aufgestellt ist. Die Konferenz beschäftigte sich mit der Frage: Wie soll zukünftig die Jugendpastoral in unserem Bistum aussehen? Was hat sich bewährt? Was muss überdacht oder neu angegangen werden?
Diese Fragestellungen passt gut dazu, dass in der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz neue Leitlinien zur Jugendpastoral verabschiedet wurden. Sie tragen den Titel „Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen“, und sollen für Akteurinnen und Akteuren der Jugendpastoral eine Orientierung darstellen.
Die neuen Leitlinien legen ein klares Programm vor, das Perspektiven eröffnet: dass junge Menschen in ihrer Selbstbestimmung wirklich ernst genommen werden, dass sie in der Entdeckung der sozialen, politischen und religiösen Welt als Ort ihrer individuellen Berufung begleitet und inspiriert werden. Dabei darf sich Jugendpastoral nicht verschließen und in ihren eigenen Kreisen verstricken; sie hat ein Herz für alle jungen Menschen, gleich welcher Religion oder Kultur sie angehören. Es geht um nicht weniger, als junge Menschen in ihrem Erwachsenenwerden zu begleiten. Sie einzuladen, zu entdecken, dass die Freundschaft mit Christus dabei wertvoll sein wird und ihrem Lebensglück nicht im Weg steht.
Über den Autor
Johannes Wübbe ist Weihbischof im Bistum Osnabrück. Auf wen er in seinem Alltag trifft und was ihn beschäftigt – in seinen Blogbeiträgen können Sie das verfolgen.
Die Latte liegt hoch. Die Praxis wird zeigen, ob das Versprechen eingelöst, das Programm umgesetzt wird. Passiert das nicht, würden legitime Erwartungen junger Menschen, aber auch von Akteurinnen und Akteuren im Feld der Jugendpastoral enttäuscht und kostbare Möglichkeiten verspielt.
Aus meiner Sicht braucht es dazu zweierlei: dass die, die sich das Programm zu Herzen nehmen, selbst aus der Beziehung zu Jesus Christus leben und lebendig davon Zeugnis geben; zudem überdachte Strukturen und gelebte Netzwerke, die auch die nötigen Ressourcen für die Umsetzung des Programms garantieren.
Wo dies gelingt und beides zusammen trifft, wird erlebbar werden, wie viel Potenzial im Programm „Wirklichkeit wahrnehmen – Chancen finden – Berufung wählen“ steckt – und das nicht nur für junge Menschen.
Gute Jugendpastoral findet auch in den katholischen Schulen des Bistums statt. Wenn hier nicht Bedingungen (Beamtenstellen) geschaffen werden, die für engagierte und gut ausgebildete Lehrkräfte attraktiv sind, werden diese Schulen sehenden Auges ihre Qualität verlieren und damit weniger Jugendliche erreichen.