Eine neue Perspektive
Nach diesen Ereignissen erging das Wort des Herrn in einer Vision an Abram: Fürchte dich nicht, Abram, ich selbst bin dir ein Schild; dein Lohn wird sehr groß sein. Abram antwortete: Herr und Gott, was kannst du mir geben? Ich gehe kinderlos dahin und Erbe meines Hauses ist Eliëser aus Damaskus. Und Abram sagte: Siehe, du hast mir keine Nachkommen gegeben; so wird mich mein Haussklave beerben. Aber siehe, das Wort des Herrn erging an ihn: Nicht er wird dich beerben, sondern dein leiblicher Sohn wird dein Erbe sein. Er führte ihn hinaus und sprach: Sieh doch zum Himmel hinauf und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Und er glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.
Der Herr nahm sich Saras an, wie er gesagt hatte, und er tat Sara so, wie er versprochen hatte. Sara wurde schwanger und gebar dem Abraham noch in seinem Alter einen Sohn zu der Zeit, die Gott angegeben hatte. Abraham gab seinem Sohn, den ihm Sara gebar, den Namen Isaak.
Genesis 15, 1-6; 21, 1-3
Weihnachten in Zeiten der Pandemie – für viele war das in diesem Jahr ungewollt ein sehr einsames Fest. Groß ist die Unsicherheit in diesen Tagen an der Schwelle zum neuen Jahr. Wie wird es werden? Wird es gelingen, die Pandemie einzudämmen? Viele blicken mit Sorge auf die Zeit, die vor uns liegt. Resignation und Perspektivlosigkeit breiten sich aus.
Von einem Menschen ohne Perspektive wird im Buch Genesis erzählt. Abraham ist alt. Er erwartet nichts mehr vom Leben. Da er keine Kinder hat, wird sein Erbe auf seinen Haussklaven übergehen. Das Schicksal seiner Familie scheint besiegelt. Er sieht keine Zukunft für sich und seine Frau Sarah. Das war’s dann wohl.
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Doch Abraham darf erfahren, dass der Ewige ihn aus seiner Perspektivlosigkeit herausreist: Das Wort des Herrn erging an ihn und der Ewige hat ihn hinausgeführt – hinaus in die Weite des Landes, hinaus aus der Resignation. Abraham soll den Blick heben und an den Himmel schauen: Zahlreich wie die Sterne am Himmel sollen seine Nachkommen sein. Da ist sie, die neue Perspektive, so ganz unerwartet. Hinausgehen und den Blick in den Himmel heben …
Ist das auch etwas für uns in diesen Tagen? Hinausgehen, denn in der Stadt sind die Sterne gar nicht gut zu sehen. Zu viel Licht stört den Blick in den abendlichen Himmel. Hinausgehen – vielleicht auch im übertragenen Sinn: Was verstellt den Blick auf die Sterne, die von der Verheißung einer neuen Perspektive künden?
Vielleicht ist es an der Zeit für einen Spaziergang zu später Stunde in diesen dunklen Tagen. Zeit, hinauszutreten und den Blick zu heben. Rund ums Fest der Heiligen Familie Ende Dezember, zusammen mit denen, die uns lieb sind, die vielleicht auch zu resignieren drohen angesichts der Situation, in der wir leben. Uns daran erinnern zu lassen, dass auch uns eine neue Perspektive verheißen ist – gerade jetzt, in diesen weihnachtlichen Tagen. Hinausgehen und den Blick in den Himmel heben …
Katrin Großmann