Eine Zeitreise in sieben Bänden

Präsentieren die restaurierten Bände aus dem Pfarrarchiv St. Johann: (von links) Lena Witteborg (Auszubildende im Bistumsarchiv), Janine Wasmuth (Praktikantin), Georg Wilhelm (Archivar), Dagmar Dornheim (Restauratorin) und Martin Schomaker (Dechant und Pfarrer von St. Johann).
Präsentieren die restaurierten Bände aus dem Pfarrarchiv St. Johann: (von links) Lena Witteborg (Auszubildende im Bistumsarchiv), Janine Wasmuth (Praktikantin), Georg Wilhelm (Archivar), Dagmar Dornheim (Restauratorin) und Martin Schomaker (Dechant und Pfarrer von St. Johann). Bild: Bistum Osnabrück

Pfarrei St. Johann in Osnabrück und Bistumsarchiv lassen Handschriften aus dem 17. Jahrhundert restaurieren

Es ist wie eine Zeitreise: Wer in den Bänden blättert, wird zurückversetzt bis ins Jahr 1666. Aus dieser Epoche stammt der älteste Eintrag in den sieben Bänden aus dem Pfarrarchiv von St. Johann in Osnabrück. Die Handschriften konnten jetzt restauriert und der Gemeinde zurückgegeben werden.

Ehesachen, Gerichtsakten, Aufzeichnungen zu Baumaßnahmen, all das ist in den Unterlagen zu finden, die jetzt wieder im Pfarrarchiv von St. Johann stehen. Ein Großteil der Handschriften beinhaltet die Protokolle des Kapitels von St. Johann, einer Gemeinschaft von Geistlichen, die das Stift St. Johann bis Anfang des 19. Jahrhunderts leitete.

Die Handschriften führen zurück ins Leben jener Zeit, erzählen unter anderem davon, wie das Kapitel nach den Wirren des 30-jährigen Krieges wieder versuchte, Fuß zu fassen. „Für Forschende haben die Aufzeichnungen einen sehr hohen Wert“, sagt Georg Wilhelm, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Archives des Bistums Osnabrück.

Dass die Bände restauriert werden müssen, wurde im Zuge der Erneuerung der Kirchenorgel in St. Johann entdeckt: Für die Planung des Instrumentes waren umfangreiche Recherchen im Pfarrarchiv nötig. So bemerkte man, dass diese Archivalien einer Restaurierung bedurften, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.

Weitere Infos

Das Stift St. Johann ist eine bischöfliche Gründung aus dem 11. Jahrhundert und reicht damit in die Frühzeit des Bistums Osnabrück zurück. Um das Stift entwickelte sich die Osnabrücker Neustadt. Es engagierte sich als Ausbildungsstätte der Geistlichkeit und bis in die Gegenwart im sozialen Bereich, unter anderem als Träger eines Kinderheims. Hier finden Sie die Pfarrgemeinde im Internet.

Das Bistumsarchiv

Das Archiv ist das Gedächtnis des Bistums Osnabrück. Die älteste seiner circa 3.000 Urkunden geht auf Karl den Großen zurück und ist auf den 19. Dezember 803 datiert. Die zumeist auf Pergament ausgestellten Urkunden – darunter Werke von Kaisern, Päpsten und Bischöfen – reichen bis in die heutige Zeit. Zudem bewahrt das Archiv etwa 140 Handschriften sowie einen umfangreichen, bis ins 16. Jahrhundert zurückgehenden Aktenbestand auf.

Ein halbes Jahr hat die Papierrestauratorin Dagmar Dornheim für ihre Arbeit benötigt: Nach einer Reinigung des Einbands und Buchblocks musste sie erst das Papier stabilisieren. „Das war sehr brüchig, auch als Folge eines Brandes, den es einmal gegeben haben muss“, sagt sie.

Die Restauratorin nahm dazu alle Bände auseinander und entfernte unter anderem alte Klebestreifen, die in zwei Bänden verwendet wurden. „Das ist alles sehr behutsam restauriert worden, man kann noch erkennen, wie die Seiten vorher aussahen“, so Archivar Georg Wilhelm.

Die restaurierten Seiten eines der sieben Handschriftenbände.
Erzählen Geschichten: Die restaurierten Seiten eines der sieben Handschriftenbände.

Insgesamt betrugen die Kosten rund 11.000 Euro. Die Hälfte davon konnte über Mittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) finanziert werden, die andere Hälfte trug die Pfarrgemeinde St. Johann. Wobei Pfarrer und Dechant Martin Schomaker hofft, dass sich noch Leute finden, die sich hier beteiligen. „Menschen, denen es wichtig ist, dass sie etwas Historisches erhalten können“, so Schomaker.

Er ist jedenfalls froh, die Handschriften wieder heil im Pfarrarchiv zu wissen: „Ziel war es, die Bände für die Zukunft zu sichern“, sagt er. Und dieses Ziel wurde mit der Restaurierung erreicht.