Einheit in Vielfalt
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.
Johannes 17, 20-26
Wir leben in einer komplizierten Welt. Auf der einen Seite wächst die Welt in rasantem Tempo zusammen. Entfernungen spielen keine Rolle mehr. Informationen sind jederzeit und überall abrufbar. Große Konzerne arbeiten zusammen, um eine gute Perspektive zu haben. Die Welt wächst scheinbar zusammen.
Aber diese Entwicklung, die wir „Globalisierung“ nennen, hat auch eine Kehrseite. Die Kleinen, die vermeintlich nichts zu bieten haben, fallen durch das Raster. Die Mächtigen sagen, wo es lang geht und sie wählen aus, wo ihre Konsumgüter produziert werden, nämlich meist dort, wo die Löhne und Sozialstandards niedrig sind und die Umwelt straflos verseucht werden darf.
Mit dieser Kehrseite wird deutlich: Auf der einen Seite wächst die Welt zwar zusammen, auf der anderen Seite wächst aber auch die Zerrissenheit, die Kluft zwischen Arm und Reich. Viele Menschen werden zu Opfern, um ihr Leben betrogen.
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Auch die katholische Kirche kämpft um ihre Einheit. Da ist die Zentrale ihn Rom und da sind die vielfältigen Ortskirchen in der Welt. Ich habe manchmal den Eindruck, dass man in Rom eher Angst vor einer bunten, vielgestaltigen Kirche hat. Zumindest wirken viele Entscheidungen und Lehrschreiben auf mich so.
Die Einheit ist auch das Thema des letzten Gebets Jesu: „Alle sollen eins sein!“ In der Einheit mit Gott sind alle Menschen wichtig. Wenn wir in diesem Bewusstsein leben und miteinander umgehen, dann kann es keine Einheit der Starken auf Kosten der Schwachen mehr geben. Das wäre ein echtes Alternativmodell zu unserer zerrissenen Welt, weil Menschenrechte, Sozialstandards und Umweltschutz dann keine leeren Worte bleiben und alle menschenwürdig leben können. Alle finden dann ihren Platz, ihre Entfaltung. Eine Einheit in Vielfalt!
Christian Adolf