Erwachsenentaufe

In den vergangenen fünf Jahren haben sich rund 300 Erwachsene im Bistum Osnabrück taufen lassen, weil sie neu zum Glauben gefunden haben. Noch immer ist die Taufe von Babys oder Kleinkindern der Trend, doch von Jahr zu Jahr sind steigende Zahlen bei den Erwachsenentaufen zu beobachten.

„Erwachsene kommen aus ganz unterschiedlichen Kontexten zur Taufe“, sagt Inga Schmitt, die im Bischöflichen Generalvikariat für diesen Bereich zuständig ist. Der eine oder andere hat über den Partner zum Glauben gefunden oder ist über die Geburt eines Kindes neugierig geworden. Andere stammen aus Osteuropa, wo sie über Jahre ihren Glauben nicht ausleben konnten. Oft sind unter den Bewerbern Menschen, die in Ostdeutschland aufgewachsen sind; als Kinder kamen sie mit dem Glauben nicht in Berührung. Aber Erwachsenentaufe als Ausnahme? Inga Schmitt stellt klar: „So ungewöhnlich ist das nicht. Denn die ersten Christen ließen sich schließlich alle erst als Erwachsene taufen.“ Erst später habe sich die Kindstaufe durchgesetzt – als immer mehr getaufte Erwachsene den Wunsch hatten, ihre Kinder von Beginn an im Glauben zu erziehen.

Viele Tauf- und Firmbewerber im Bistum Osnabrück erhalten traditionell in der Messe am ersten Fastensonntag ihre Zulassung (Bild: Bistum Osnabrück)
Viele Tauf- und Firmbewerber im Bistum Osnabrück erhalten traditionell in der Messe am ersten Fastensonntag ihre Zulassung (Bild: Bistum Osnabrück)

Menschen, die im Nordwesten Niedersachsens oder in Bremen neugierig auf die katholische Kirche sind, finden in den örtlichen Kirchengemeinden stets Ansprechpartner. Viele kennen aber diesen traditionellen Weg gar nicht – und suchen deshalb Kontakte zu offenen Angeboten. Deshalb bieten in Bremen das Urbi und in Osnabrück das Forum am Dom regelmäßig Glaubenskurse zur Vorbereitung auf den Eintritt in die katholische Kirche an.
Auch die Internetseite katholisch-werden.de hilft mit Information.
Wer sich einmal für den Weg entschieden hat, muss mit einer Vorbereitungszeit von sechs bis zwölf Monaten rechnen. Genau festlegen lässt sich dieser Zeitraum allerdings nicht: „Die Hinwendung zum Glauben ist ein sehr persönlicher Prozess“, sagt Inga Schmitt. „Für jeden Menschen gestaltet er sich anders – je nach Vorwissen und Geschichte.“ Jeder dürfe den Weg der Taufvorbereitung im eigenen Tempo gehen.

Was passiert in der Vorbereitungszeit? „Der Entwicklungsprozess des Christwerdens verläuft in verschiedenen Phasen“, erklärt Schmitt. Am Beginn stehen die Kontaktaufnahme sowie das Kennenlernen des Glaubens. Mit der „Feier der Aufnahme“ beginnt die Zeit des sogenannten Katechumenats, die von der Einübung der christlichen Lebensart geprägt ist. Ist die Vorbereitung so weit fortgeschritten, dass einer Taufe nichts mehr im Wege steht, folgt die „Feier der Zulassung“, die im Bistum Osnabrück immer am ersten Fastensonntag im Dom begangen wird. Die Zeit bis zur Taufe einige Wochen später dient der unmittelbaren Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente des Christwerdens.
Die Feier der Taufe geschieht in der Regel in einem Gottesdienst. Bevorzugter Termin dafür ist die Osternacht, in der die Christen voller Freude die Auferstehung Jesu feiern. Nach dem Übergießen mit Taufwasser ziehen die Täuflinge ein weißes Gewand an – es symbolisiert, dass sie nun in Christus neue Menschen geworden sind.