Taufe, Kommunion, Firmung und Hochzeit in einem

Braut
Bild: unsplash.com, Tamara Menzi

Eine Traumhochzeit sollte es werden: mit weißem Kleid und Schleier, mit weißer Kutsche, weißen Tauben und einer schönen Feier. Vor allem aber: mit einem ganz besonderen Gottesdienst. So haben es sich Katja und ihr Mann Ludger gewünscht und so hat es auch geklappt. Dabei gab es nicht nur ein Trauung.

Im August 2014 war es so weit. Hochzeit. Der große Tag für Katja und Ludger. In der Schlosskapelle des Guts Sutthausen bei Osnabrück wurden sie getraut. Natürlich: Für alle Paare ist der Tag ihrer Hochzeit ein besonderes Ereignis. Für Katja und Ludger war es aber noch ein Stück mehr, denn sie wurden an diesem Tag nicht nur vor Gott Mann und Frau, Ludger war auch gleichzeitig Taufpate für Katja. Die 32-jährige hat erst als Erwachsene zum Glauben gefunden und ließ sich  im gleichen Gottesdienst taufen, firmen und trauen. Auch zur Kommunion ging sie an diesem Tag zum ersten Mal.

„Ich war so glücklich, wie berauscht“, erinnert sie sich. „Wir hatten uns das alles so schön vorgestellt und im Endeffekt war es sogar noch schöner, als gedacht!“ Von dem Moment als sie die Kirche betreten habe, sei die Außenwelt wie ausgeblendet gewesen, berichtet Katja. „Ich habe die Gäste und alles gar nicht wahrgenommen, habe mich ganz auf den Gottesdienst und die Sakramente konzentriert – das war ein unglaubliches Gefühl, warm und gut. Mann, hab ich gestrahlt!“ Auch jetzt noch strahlt sie, wenn sie von ihrem Hochzeitstag berichtet und von dem wohligen Gefühl, das sie seitdem begleitet. Denn so gut ging es ihr nicht immer. Zwei Jahren zuvor litt sie an Depressionen, haderte mit ihrem Leben, wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. „Ich hatte den Glauben verloren: an mich selbst, an alles“, fasst sie zusammen.

Kirche als Anknüpfungspunkt zum Glauben

Katja bei der Taufe (Bild: privat)
Ein ganz besonderer Moment: Katja bei der Taufe

Im Osten Deutschlands aufgewachsen, spielen Kirche und Glaube keine Rolle in Katjas Kindheit. Schon ihre Eltern waren nicht getauft, konnten daher auch keine religiöse Erziehung weitergeben. Als sie drei Jahre alt war, starb der Vater. „Damals wurde er für mich irgendwie zu einer Art höherer Macht. Mit ihm habe ich geredet, wenn es mir besonders gut oder schlecht ging. Ihm hab ich gedankt und ihn um Sachen gebeten, die mir wichtig waren“, erzählt sie. Als Jugendliche zog sie mit Mutter und Schwester nach Osnabrück, nahm während der Schulzeit auch am Religionsunterricht teil, aber „da wurde eigentlich auch nicht wirklich über Gott gesprochen, eher über ethische Fragen und so etwas“.

Erwachsenentaufe

Etwa 30 Erwachsenen lassen sich im Bistum Osnabrück jährlich taufen. Zur Vorbereitung werden in verschiedenen Kirchengemeinden sowie im Forum am Dom Osnabrück und im Atrium Kirche in Bremen Glaubenskurse angeboten. Wer sich informieren will, findet dort kompetente Ansprechpartner!

Einziger Anknüpfungspunkt zum christlichen Glauben blieb für Katja lange Zeit ihre unerklärliche Begeisterung für Kirchen: „Immer wenn ich irgendwo unterwegs war und eine Kirche gesehen habe, dann bin ich da zack rein. Warum, kann ich bis heute nicht sagen, aber irgendwie hat mich die Stimmung in Kirchen immer schon angezogen. Ich hab mich einfach wohl gefühlt, wenn ich dort einen Moment sitzen konnte – auch wenn ich die Bilder dort teilweise wirklich grausam fand. Da wusste ich ja noch nichts vom Kreuzweg Jesu oder den Märtyrern.“

Dann lernte Katja ihren Mann kennen. „Am gleichen Tag hatte ich morgens noch mit meinem Dad gesprochen und mich beschwert, dass der Mann fürs Leben jetzt aber mal so langsam kommen könnte und da war er“, sagt sie. „Wir waren in einer Disko und kamen ins Gespräch, das war sofort total intensiv und vertraut. Unter anderem sprachen wir auch über Liebe auf den ersten Blick und ich habe gesagt, dass ich da nicht dran glaube und genau in dem Moment ist es passiert, ich war verliebt!“ Irgendwie sei das schon so gewesen, als habe da jemand von oben die Finger im Spiel gehabt, meint Katja heute.

Aus ganzem Herzen katholisch

Katja und ihr Mann Ludger (Bild: privat)
Überglücklich: Katja und ihr Mann Ludger bei ihrem besonderen Gottesdienst Bild: ptivat

Ein halbes Jahr später zogen sie zusammen, waren glücklich, aber trotzdem wurde das Leben für Katja immer schwieriger: „Ich sah alles nur noch negativ. Meine gute Laune, für die ich früher immer geschätzt wurde, war verschwunden. Ich war ungeduldig und unzufrieden und wusste einfach nicht, warum.“ Katja begann, ihr Leben zu hinterfragen: Wer bin ich? Was mache ich? Was will ich? Stundenlang führte sie Gespräche mit Ludger, immer auf der Suche, ohne genau zu wissen, wonach. Auch über Religion redeten sie, denn Ludger ist katholisch und findet Halt in seinem Glauben. „Irgendwann hat er zu mir gesagt: ‚Für mich bist du eigentlich aus ganzem Herzen katholisch.‘ Das hat mich erst einmal ein wenig geschockt“, berichtet Katja. Voll katholisch, was soll das sein? Konservativ und weltfremd, ein wenig abgehoben?

Mit einem Film fängt es an

Ludger machte ihr einen Vorschlag: „Lass und doch zusammen den Film ‚Jesus‘ anschauen. Wenn du den verstehst, dann ist der christliche Glaube das Richtige für dich.“ Katja willigte ein und ist begeistert: „Der Film war wie ein Lichtblick, eine Erleuchtung. Ich hatte das Gefühl, dass er mir ganz viele Antworten auf meine Fragen aus der Depression gibt.“ Geschaut hätten sie den Film um die Osterzeit herum, berichtet Katja. Kurz darauf beginnen sie, gemeinsam Gottesdienste zu besuchen.

Katja spricht mit dem Pfarrer der Gemeinde und findet in ihm einen Mentor: „Er hat mir Bücher gegeben und wir haben viel geredet, das hat mir sehr geholfen. Und je mehr ich über den Glauben gelernt und erlebt habe, desto begeisterter wurde ich.“ Über ein Jahr lang hat es gedauert, bis die Idee sich taufen zu lassen zu einem festen Entschluss wurde. „Ich habe gemerkt, wie gut mir der Glaube getan hat, dass man Halt im Leben hat, wenn man an etwas glaubt“, erklärt Katja. „Die Taufe direkt mit der Hochzeit zu verbinden, hatte auch einen symbolischen Wert: die Taufe war reinigend, hat Herz und Geist wieder in Einklang gebracht, so dass ich die Depression endgültig hinter mir lassen und völlig frei von schlechten Gefühlen in die Ehe gehen konnte – ein echter Neuanfang mit meinem Mann und Gott.“