Religionspädagogik für alle Generationen

Oma und Enkel im Garten
Bild: AdobeStock.com, Halfpoint

Im Alltag der katholischen Krippen und Kindertagesstätten des Bistums Osnabrück spielt der Glaube eine wichtige Rolle: Feste im Kirchenjahr werden gefeiert, es wird gebetet und Gottesdient gefeiert. Dafür gibt es in jeder Einrichtung speziell ausgebildete religionspädagogische Fachkräfte. Hier erzählen zwei Erzieherinnen von Projekten, die sie im vergangenen Jahr gestartet haben.

Lorena Petrov ist Erzieherin in der Kita St. Ansgar in Osnabrück Nahne. Seit vier Jahren arbeitet sie dort in einer Regelgruppe mit 25 Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Gerade hat sie eine Langzeitfortbildung zur „Fachkraft für Religionspädagogik im Elementarbereich“ erfolgreich abgeschlossen. „Glaube ist ein großes Thema in meinem Leben: Ich bin mit religiösem Bezug aufgewachsen und bin noch immer aktiv in der Gemeinde“, erzählt sie und betont: „Glaube ist für mich mit Freude verbunden und deswegen ist es so eine schöne neue Herausforderung, das auch den Kindern zu vermitteln.“ Gemacht hat sie das im vergangenen Jahr z.B. mit einem Projekt rund um die Heilige Elisabeth. Diese Heilige, die eine reiche Adelige war, soll Armen und Kranken geholfen und viel von ihrem Besitz verschenkt haben. Berühmt ist die Legende, in der Elisabeth Brot in einem Korb zu Bedürftigen schmuggeln wollte. Als sie dabei ertappt wurde, verwandelte sich das Brot in ihrem Korb in Rosen, so dass man ihr nichts nachweisen konnte.

Ein schönes Miteinander

Religionspädagogisches Projekt
Mit Erzählfiguren wurde die Geschichte der Heiligen Elisabeth und ihres Rosenkorbes nacherzählt.

Viele Kinder hätten diese Legende nicht gekannt – anders als die von Sankt Martin oder dem Heiligen Nikolaus – deswegen sei es besonders schön gewesen, die Geschichte mit den Kindern gemeinsam zu entdecken, berichtet Petrov: „In der Fortbildung zur Fachkraft für Religionspädagogik habe ich Erzählfiguren kennengelernt und mit denen habe ich den Kindern die Geschichte vermittelt. Und wir haben ein Rollenspiel für die Kinder entwickelt, in dem die das Ganze dann auch selbst noch mal nacherzählen konnten.“ Weil das so gut geklappt hat und weil die Altenpflegeeinrichtung vor Ort eine Einrichtung des Elisabeth-Stifts ist, spann die Erzieherin den roten Faden weiter: „Ich dachte, dass es schön ist, wenn unsere Kinder die Senioren besuchen und ihnen das Rollenspiel vorführen, so dass es da auch eine Verbindung gibt. Die Kinder hatten dann die tolle Idee, dass wir für die Senioren gute Wünsche aufschreiben und die haben wir dann an eine Rose gebunden und mitgebracht“, erinnert sich Petrov. „Toll war, dass vielen Senioren zur Heiligen Elisabeth dann direkt etwas einfiel und es gab auch eine Dame, die so hieß und dazu haben die dann noch ganz viel erzählt, was die Kinder auch wieder spannend fanden. Das war einfach ein schönes Miteinander!“ Ein weiterer Gewinn: Sie und ihre Kolleginnen hätten im Kita-Alltag gemerkt, dass die Kinder den Gedanken der Heiligen Elisabeth übernommen haben, dass man anderen hilft – also zum Beispiel mal die Tür zumacht, wenn jemandem kalt ist oder für jemanden ein Glas zum Tisch bringt.

Schatzsuche im Hause Gottes

Dass Religionspädagogik in den Alltag wirkt, kann auch Martina Muke bestätigen. Sie arbeitet seit knapp 30 Jahren als Erzieherin; die Qualifikation zur religionspädagogischen Fachkraft hat sie aber ebenfalls gerade erst erworben: „Ich wollte sich schon lange intensiver mit dem Thema beschäftigen, weil ich es total schön finde, mit den Kindern die Geschichten von Jesus und Gott zu erarbeiten, das war immer schon meins.“ Sowohl die Ausbildung, als auch den Austausch im Team empfindet sie noch immer als Bereicherung – nicht nur für sich selbst, sondern auch in der Arbeit mit den Kindern und Eltern der Kita St. Antonius Messingen.

Religionspädagogisches Projekt
In der Schatzkiste waren Fotos von Objekten aus dem Kirchenraum, zu denen es spannende Geschichten zu entdecken gab.

Für sie hat Muke im vergangenen Jahr das Projekt „Ihr seid willkommen im Hause Gottes“ entstanden: „Wir haben eine Schatzsuche gemacht rund um unsere Kirche St. Antonius in Messingen – mit verschiedenen Stationen drinnen und draußen. Wie fühlen sich die Steine an, wie sehen die Fenster aus, welche Geschichte steckt hinter dem großen Kronleuchter? Die Kinder haben Fotos bekommen mit einzelnen Elementen aus der Kirche und die mussten sie dann finden und ich hab dann da immer ein wenig zu erzählt. Zum Abschluss haben wir dann die Eltern eingeladen und dann haben die Kinder den Eltern noch mal die Stationen gezeigt – da waren die Kinder natürlich super stolz und die Erwachsene haben viel Neues gelernt!“

Am besten sei aber gewesen, dass die Kinder und Familien vermittelt bekommen haben: Die Kirche ist ein Ort zum Wohlfühlen, wo sie immer willkommen sind. „Das Projekt war wirklich ein voller Erfolg – auch, weil dadurch die Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde gestärkt wurde“, berichtet Muke: „Die Kinderkirche der Gemeinde hat die Idee mit der Schatzsuche aufgegriffen und auch noch als Projekt für Schulkinder weitergeführt!“ Und: Die nächste Kooperation ist schon im Planung: nach den Sommerferien soll es ein gemeinsames Projekt zum Thema Schöpfung geben.


Weitere Infos

  • Die Langzeitfortbildung „Fachkraft für Religionspädagogik im Elementarbereich“ wird vom Bistum Osnabrück in Kooperation mit dem Ludwig-Windthorst-Haus Lingen angeboten. Der nächste Kurs beginnt im März 2025. Anmeldungen sind möglich bei Kerstin Silies (k.silies@bistum-os.de ) und Sonja Hofschröer s.hofschroeer@bistum-os.de ).
  • Mehr zum Thema Kitas im Bistum Osnabrück lesen Sie hier.

17 neue pädagogische Fachkräfte aus dem gesamten Bistum sind im Mai 2024 gesendet worden, um ihre Tätigkeit als religionspädagogische Fachkraft in den katholischen Kindertagesstätten zu erfüllen. Die Erzieher*innen haben sich zuvor über 16 Monate mit religionspädagogischen, theologischen  und interreligiösen Themen beschäftigt. Mit ihren Praxisprojekten haben sie gezeigt, dass sie mit ihren Teams in den Kindertagesstätten Erlebnisräume schaffen können, in denen Glaubenserfahrungen für Kinder und Eltern angeboten werden. Die nächste Fortbildung zum Thema startet im Frühjahr 2025.