fragt von ganzem Herzen

Bild mit Herzen und Fragezeichen
Bild: AdobeStock.com, Anna

fragt von ganzem Herzen – was soll das denn bitteschön heißen?

„Ihr werdet mich finden, wenn ihr nach mir fragt von ganzem Herzen“, das steht da eigentlich, in Jeremia 29,13, dass Du das sagst. Das ist ja durchaus ein verheißungsvolles Versprechen, aber: Wie fragen wir denn nach Dir, Gott? Gute Frage, oder? Wo bist Du? Wie bist Du? Bist Du zuhause, ich hätte Dich gern gesprochen! Wann kann ich Dich denn am besten erreichen? Passt es gerade? Melde Dich, wenn du Zeit hast, liebe Grüße …

Wir sind hier eine Woche lang im Kloster. Ort aus Licht, Stille und Grün, schweren Türen, alten Mauern und Spätsommersonne, die auf Kopfsteinpflaster klebt. Eine Woche Exerzitien, geistliche Woche, Zeit für mich und Dich, Gott, vor der Sendungsfeier Ende September. Vier andere Menschen werden mit mir vom neuen Bischof im Dom gesendet – in den pastoralen Dienst, offiziell und mit Segen nun auch, nicht nur per Arbeitsvertrag.

Wir fragen uns hier eine ganze Menge. Und merken: Das Fragen bleibt doch unvollständig und erst recht oft unbeantwortet. Ganz passend ist da eben unser Sendungsmotto: „fragt von ganzem Herzen“. Der Teilvers, herausgerissen aus dem Zusammenhang, ohne Satzzeichen – weil dieses Fragen, dieses Ringen und vor allem auch diese Herzensdinge oft im Raum schweben und nicht aus Bequemlichkeit in einen Rahmen gepfercht werden können, nur damit man direkt besser versteht.

fragt von ganzem Herzen

Eine Aufforderung? Unser Kurs fragt tatsächlich ganz gern, hinterfragt. Bohrt nach.

Es fühlt sich heute gar nichts mehr selbstverständlich an, wenn man im Dienst für die Kirche unterwegs ist, selbst mit unbefristetem Arbeitsvertrag nicht, weißt du? Ja, leider. Was mache ich hier eigentlich? Und wie lange noch? Und, mein Herz will das schon auch wissen, wo bist Du?

fragt von ganzem Herzen

Über die Autorin

Katie Westphal ist Pastoralreferentin. Sie schreibt Texte über Lebens- und Alltagsfragen und ist immer auf der Suche nach der richtigen Hintergrundmusik. Außerdem erzählt sie gern davon, wie es ist, Christin und Feministin zu sein: Eine gute Kombination, wie sie findet.

Also gut:

Was willst Du, das ich Dir tue?

Was will ich? Von mir, von Dir?

Wen will ich?

Wer will ich sein?

Was ist meine Aufgabe, und wann weiß ich, dass sie erfüllt ist und erfüllend? Was soll das hier eigentlich alles, was halt so passiert in diesem Leben? Und in dieser Kirche: Was für eine Kirche stellst Du Dir übrigens vor? Findest Du das eigentlich schön, was wir hier machen? (Wo wir schon dabei sind: Stehst Du eigentlich eher auf Psalmen oder auf Metal an der Orgel, da gab es letztens ein Konzert in Ostfriesland.) Willst Du eigentlich, dass wir ständig alle in Deinem Namen zu irgendetwas einladen (wie man es im Kirchensprech gern sagt) oder hättest Du auch gern einfach mal Deine Ruhe?

Was tut mir gut, wer tut mir gut? Ist das, was ich tue, eigentlich richtig? Sind diese ganzen Fragereien eigentlich sinnvoll?

Was braucht mein ganzes Herz? Ist mein ganzes Herz Dein, wem gehört mein Herz? Und wie sehr gehört mein Herz mir?

Frage ich Dir eigentlich zu viel?

Was? Was hast Du gesagt? Wann mein Herz zuletzt getanzt hat?

Oh. Tja … 🙂