Fronleichnam: das Straßenfest der Katholiken

Am Donnerstag feiern wir Katholiken Fronleichnam. Ein farbenprächtiges Hochfest. Auch bei uns im Bistum ziehen die Gläubigen durch die Straßen, vorbei an wunderschönen Blumenteppichen. Zu verdanken haben wir Fronleichnam dabei vor allem einer belgischen Ordensschwester:

Fronleichnamaltar in (Bild: commons-wikimedia.org, Mfiedler87)
Wie hier im bayerischen Pressig gestalten an vielen Orten Engagierte farbenprächtige Altäre zu Fronleichnam. (Bild: commons-wikimedia.org, Mfiedler87)

Wir schreiben das Jahr 1209. Die Ordensfrau Juliana, sie lebt im Augustinerkloster in Lüttich, schläft schlecht. Nachts hat sie Visionen. Sie sieht den Mond in vollem Glanze, aber auf seiner runden Scheibe ist ein kleiner Bruch, schreibt ihr Biograf. Was haben diese Visionen zu bedeuten, fragt sie sich. Gott gibt ihr die Antwort, offenbart ihr die Vision: Der Kirche fehlt ein Fest zu Ehren der Eucharistie.

Juliana setzt sich beim Bischof für solch ein Fest ein. Der schreibt einen Hirtenbrief. 1246 wird das Fest in der Diözese Lüttich erstmalig gefeiert. Nochmals 18 Jahre vergehen: Dann wird das Fronleichnamsfest per päpstlicher Bulle für die gesamte Christenheit eingeführt.

Zu Ehren der Eucharistie

Fronleichnam ist heute das jüngste Hochfest der katholischen Kirche. Es entstand in einer Zeit, in der es viele Bestrebungen gab, die Eucharistie zu ehren. Die „Elevation“, also das Heben und Zeigen der gewandelten Gaben bei einer Eucharistiefeier, die exponierte Aufbewahrung des Allerheiligsten in der Kirche oder die Kniebeuge vor dem Allerheiligsten wurden zu dieser Zeit eingeführt. Das Fronleichnamsfest kam nun noch hinzu. Die Liturgie für das Fest gestaltete und schrieb der Dominikanerpater Thomas von Aquin.

Blumenteppich in Hüfingen (Bild: commons.wikimedia.org, Andreas Schwarzkopf)
Der Blumenteppich zu Fronleichnam in Hüfingen im Schwarzwald zieht jährlich Tausende Touristen an. (Bild: commons.wikimedia.org, Andreas Schwarzkopf)

Aber – und das macht den Reiz des Festes aus – an Fronleichnam bleibt die Liturgie nicht in der Kirche, es zieht sie nach draußen. Dort nahm sich das Volk des Festes an und schmückt es mit zahlreichen Traditionen aus. In Bayern soll schon im Jahr 1273 die erste Fronleichnamsprozession stattgefunden haben. Vor allem im Barock ging es an Fronleichnam bunt zu. Mit großen Tänzen und üppigen Prozessionen mit prachtvollen Wägen.

Hunderte Meter Blumenteppich

Und noch heute ist Fronleichnam ein farbenfrohes Fest. Ganz besonders beispielsweise in Hüfingen im Schwarzwald, wo das Allerheiligste auf einem Hunderte Meter langen Blumenteppich durch den Ort getragen wird oder beim ebenso bunten Fronleichnamsspiel im italienischen Viterbo.

Die Prozessionen, bei denen die Hostie in der Monstranz durch die Städte und über die Länder getragen werden, sind mittlerweile zum Charakteristikum des Festes geworden. Ein Volkskundler schreibt 1926 ganz ergriffen und pathetisch: „Wenn der Schöpfer des Weltalls die Natur im schönsten Blütenschmucke darbietet, tritt der König der Könige unter die Seinigen, auf ihre Gassen und Straßen, segnet Felder und Häuser (…), zeigt sich öffentlich dem Volke.“