Gott ist mit im Spiel
Fangesänge und Jubelchöre, Fußballgötter und Himmelsstürmer – im Freudentaumel verschwinden sie schon mal, die Grenzen zwischen Fußball und Religion. Dass beide viel gemeinsam haben, ist nicht neu: Rituelle Zusammenkünfte (zur Messe oder zum Spiel), begeisterte Anhänger (Fans und Gemeindemitglieder) und der unbedingte Glaube (an Gott, an den Sieg) vereinen hunderttausende Menschen. Jetzt ist es wieder so weit: Rund vier Wochen lang ist die ganze Welt im Fußballfieber, denn bei der WM in Russland wird der nächste Fußballweltmeister gesucht.
Unter dem Hashtag #ZSMMN – sprich „zusammen“ – kann man in den sozialen Netzwerken die Aktivitäten der deutschen Spieler und Fans verfolgen. Schon vor Turnierstart sammelten sich hier die offiziellen Meldungen der Mannschaft, aber auch die emotionalen Botschaften der Fans – Fußball schweißt zusammen.
Mini-Interview
Weihbischof Johannes Wübbe ist bekennender Fußballfan – im Mini-Interview hat er seinen Tipp fürs Finale verraten:
Herr Weihbischof, was meinen Sie: Holen wir den WM-Pokal? Und wenn nicht wir – wer wird dann Weltmeister?
Das wäre natürlich eine feine Sache. Sicherlich spricht für Deutschland, dass die Elf schon früher als Turniermannschaft überzeugt hat. Es wird aber auch wirklich nötig sein, sich im Laufe des Wettbewerbs zu steigern. Ich drücke jedenfalls die Daumen – und deshalb tippe ich auch erst mal nicht auf irgendeine andere Mannschaft.
In Ruhe zuhause oder zusammen mit anderen – wie werden Sie die Spiele gucken?
Wahrscheinlich mal so, mal so. Ich schaue Fußball gerne zusammen mit anderen an, aber aufgrund meiner vielen Aufgaben werde ich so manche Partie wohl eher nur über das Autoradio verfolgen können.
Und die alles entscheidende Frage: Gibt es einen Fußballgott bzw. hilft beten für den Sieg?
Tja, wenn beten so verstanden würde, dann wird so manches Gebet nicht erhört werden können; es kann ja nur einen Gewinner geben. Aber auf der anderen Seite: Klar kann das Gebet helfen, wenn ich es nicht mit falschen Erwartungen überfrachte und nur den Sieg im Blick habe. Warum nicht mal beten für ein gutes Spiel, das allen Freude macht, und das ohne Verletzungen abgeht, fair bleibt? Das passt dann schon.
Fußball bedeutet Leidenschaft und Identifikation. Er öffnet Ventile für Emotionen und führt wildfremde Menschen regelmäßig im Stadion zusammen: Sie jubeln und leiden gemeinsam, sie fachsimpeln und sie schimpfen, sie liegen sich in den Armen oder teilen ihre Niedergeschlagenheit. Dabei haben sich phantasievolle Rituale entwickelt, die durchaus Parallelen zu religiösen und kirchlichen Ritualen aufweisen.
In ihrer Grundstruktur spricht die Liturgie viele Sinne an: Sie ist geprägt durch Bewegung und uralte Choreographien, sie baut auf das Wort ebenso wie auf den Gesang, und sie setzt darauf, dass die ganze Gemeinde aktiv mittut. All dies ist im Stadion ähnlich: sei es der Einzug der Mannschaften, begleitet von den Einlaufkindern und den immer wiederkehrenden Melodien; seien es die Antwortgesänge bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung oder den Torerfolgen der eigenen Mannschaft – oder sei es das Abschreiten der Fanränge durch die Spieler nach dem Spiel, das zuweilen Anflüge eines Schlusssegens hat.
Fußball und Religion passen zusammen
Die Grenzen verwischen: Fans und Spieler beten zum „Fußballgott“und hoffen auf „Wunder“. Das Grün im Stadion ist „heiliger Rasen“ und manch ein Spieler aus dem Kader bekennt sich offen zu seinem christlichen Glauben. Jerome Boateng trägt ihn wohl am offensivsten zur Schau: Seine Haut zieren unter anderem Tattoos mit der Mutter Gottes oder betenden Händen. Bayern Star Thomas Müller hatte bereits die Ehre, 2016 mit der damaligen DFB-Elf Papst Franziskus zu treffen. Für ihn gibt Religion der Gesellschaft Struktur. Mario Gomez war früher Messdiener und gab während seiner Karriere bereits in mehreren Interviews zu verstehen, dass er an etwas „da oben“ glaubt, denn sonst hätte er es nicht so weit gebracht. Und auch Bundestrainer Jogi Löw bekannte sich schon vor Jahren in einem Interview zu seinem Glauben: An Gott glaube er in dem Sinne, dass es eine höhere Weisheit und eine Form von Liebe und Uneigennützigkeit gibt, die in jedem einzelnen steckt.
Ganz pragmatisch geht übrigens Bistumsbloggerin Andrea Schwarz das Thema Fußball an. Sie erklärt, warum es gut sein kann, Arbeitstermine auf Spieltermine der deutschen Mannschaft zu legen. Sie wollen es wissen? Hier gehts zu ihrem ihrem Blogbeitrag!