„A lot of spirit“ oder: „Geht weiter!“
Um es gleich vorwegzunehmen: Ich halte den Synodalen Weg für einen Erfolg. Ja, es war unendlich mühsam, viele schmerzhafte Kompromisse wurden eingegangen. Und dennoch – es sind wichtige Ergebnisse erreicht worden. Meine Lernerfahrung als Mitwirkende ist, dass genau dies Synodalität ausmacht: Die Beteiligten ringen miteinander um gute Beschlüsse und jede und jeder ist aufgefordert, sich zu bewegen. Im Vertrauen darauf, dass der Geist, um den wir viel gebetet haben, auch darin wirkt.
In den gut drei Jahren des Synodalen Weges konnte ich wahrnehmen, wie sich die Diskussionskultur verändert hat. Von sehr hitzigen, konfrontativen hin zu konzentrierten und weitgehend fairen Debatten. Manche Bischöfe haben persönlich bezeugt, dass sie Lernende sind und trotz mancher Bauchschmerzen Beschlüssen nicht im Wege stehen wollen. Andere Synodenmitglieder z.B. aus dem Forum Frauen signalisierten, dass sie sich bis zur äußersten Grenze auf Kompromissformulierungen in den Beschlüssen einlassen. Das war sehr schmerzhaft und hat Tränen gekostet. Ich war erschüttert, mitzuerleben, wie es einigen Frauen dabei erging. Ein hoher Preis dafür, dass die 2/3-Mehrheit der Bischöfe erreicht werden und Wichtiges beschlossen werden konnte, etwa im Blick auf Frauen und queere Menschen.
Weitere Infos
- Von der Taufe über die Predigt bis zur Segensfeier – praktische Konsequenzen aus dem Synodalen Weg für das Bistum Osnabrück finden Sie hier.
- Eine aktuelles Video zum Thema von Seelsorgeamtsleiterin Martina Kreidler-Kos gibt es hier auf YouTube.
- Detaillierte Informationen zum Synodalen weg gibt es hier: www.synodalerweg.de
Die Bischöfe sprechen sich dafür aus, dass Frauen und andere qualifizierte nichtgeweihte Personen in der Messe predigen können, so ein längst überfälliger Beschluss. Endlich! Der Reichtum der vorhandenen Gaben soll mehr ausgeschöpft werden und wird der Qualität der Verkündigung zugutekommen. Die Aktionswoche „Gottes Wort verkünden“, bei der haupt- und ehrenamtlich Engagierte in unserem Bistum eingeladen werden, in den Gemeinden zu predigen, hat nun noch mehr Rückenwind. Bischof Bode hat bereits angekündigt, den Auftrag zur Erarbeitung einer Predigtordnung und zu entsprechenden Aus- und Fortbildungen zu erteilen.
Papst Franziskus ermutigt in seinem nachsynodalen Schreiben „Querida Amazonia“ von 2020: Die Laien können das Wort verkünden, ihre Gemeinschaften organisieren und einige Sakramente feiern“ (QA 89). Das greift ein weiterer Beschluss auf: Getaufte und Gefirmte werden mit einer entsprechenden Ausbildung und Beauftragung die Taufe spenden können. In mehreren Diözesen geschieht dies schon, auch im Bistum Osnabrück werden zeitnah Personen dafür vorbereitet. Schließlich setzen sich die deutschen Bischöfe auf gesamtkirchlicher Ebene für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat ein. Gewiss, hier ist das Ende offen.
Umso wichtiger sind die Beschlüsse, die dazu ermutigen in den Diözesen Konkretes anzupacken. Dazu gehören Segensfeiern für Menschen, die sich lieben und die für ihre Partnerschaft den kirchlichen Segen erbitten. Ein Beschluss empfiehlt, zeitnah solche Segensfeiern z.B. für gleichgeschlechtliche Paare oder geschieden Wiederverheiratete zu entwickeln und einzuführen. Wie gut, dass in unserem Bistum vorhandene Erfahrungen damit gestärkt und gefördert werden.
Über die Autorin
Daniela Engelhard ist Leiterin des Forums am Dom in Osnabrück. Bei der Arbeit in dieser Einrichtung der Citypastoral kommt sie mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Von Erlebnissen und Themen, die sie bewegen, berichtet sie in ihren Blogbeiträgen.
Insgesamt wurden 15 Beschlüsse gefasst, die alle auf www.synodaler weg.de einzusehen sind. Mehrere beziehen sich auf die Prävention, Intervention und Aufarbeitung bzgl. sexueller Gewalt und geistlichen Missbrauch in der Kirche sowie auf den Umgang mit Macht und gemeinsamer Verantwortung von geweihten Amtsträgern und Laien. Die Bitte an den Papst, die Weihe von Priestern nicht an das Zölibatsversprechen zu binden und die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt sind weitere Themen. Verändert wurde bereits die kirchliche Grundordnung.
Die Einsicht, dass die Missbrauchsskandale systemische Veränderungen in der Kirche verlangen, begründete den Synodalen Weg. Nun muss es mit der Umsetzung aller Beschlüsse zügig weitergehen! Dabei setze ich auf Entschiedenheit und Mut, Kreativität und nachhaltigen Einsatz vieler kirchlicher Verantwortungsträger*innen und nicht zuletzt auf den frisch gewählten Synodalen Ausschuss.
Meine geschätzte Kollegin, die philippinische Theologin Estella Padilla sagte mir in Frankfurt: Ihr bringt einen wichtigen Beitrag in den weltweiten synodalen Prozess, zu dem Papst Franziskus eingeladen hat, ein. Und hier war „a lot of spirit“. Am meisten beeindruckt hat mich der Zuspruch des Antwerpener Bischofs Johan Bonny und der seines australischen Mitbruders an die Synodalversammlung: Geht weiter auf diesem Weg!
Das hat mit dem Glaubensgut der Kirche und der Treue zum Papst nichts mehr zu tun. Die katholische Kirche im Bistum Osnabrück wird zu in einer Dublette der evangelischen Kirche. All das, was jetzt gefordert wird, gibt es da schon längst.
Im Synodalen Weg finden sich eine hohe Wertschätzung für Papst Franziskus und viele Zitate aus seinen Schriften.