„Gibt es katholische Christen in Norddeutschland?“
Peter Winkeljohann ist Priester des Bistums Osnabrück. Er stammt aus Voltlage im Osnabrücker Nordkreis und war zuletzt als Kaplan in Papenburg. Derzeit absolviert er sein Doktorratsstudium in Wien – wo er auch in Sachen Ökumene ganz neue Erfahrungen macht.
Schon vor meiner Priesterweihe habe ich einige Zeit im Ausland verbracht: Ein Jahr war ich für einen Freiwilligendienst in Argentinien und den größten Teil meines Theologiestudiums habe ich in Rom absolviert. Im Vergleich zu Südamerika und Italien hat Wien natürlich den großen Vorteil, dass hier die gleiche – oder fast die gleiche Sprache – wie in Deutschland gesprochen wird …
Tatsächlich wurde ich schon ein paar Mal gefragt, ob mir der Wechsel nach Wien schwergefallen ist. Wie es schon innerhalb Deutschlands große Unterschiede gibt, ticken natürlich die Wiener ein bisschen anders, als die Menschen im Norden Deutschlands – aber das macht vielleicht gerade den Reiz anderer Länder oder Gegenden aus.
Neben dem Studium, dem ich mich natürlich hauptsächlich widme, helfe ich als Priester – vor allem an Wochenenden – in verschiedenen Wiener Gemeinden aus. Hier erlebe ich, dass die Kirche in Österreich einerseits gar nicht so verschieden von der deutschen Kirche ist: Viele Fragen und Themen, die bei uns diskutiert werden, spielen auch in Wien eine Rolle. Andererseits gibt es aber auch Unterschiede. So ist Wien zum Beispiel eine sehr internationale Stadt, was natürlich Auswirkungen auf das kirchliche Leben hat. Auch die Ökumene ist anders. Der Anteil der Katholiken ist in Österreich viel höher als in Deutschland – es gibt nur knapp vier Prozent evangelische Christen, in Wien selbst gibt es sogar mehr orthodoxe als evangelische Christen. Eine Frau aus der Gemeinde war ganz erstaunt, als ich erzählt habe, dass ich aus Norddeutschland komme, weil sie bisher davon ausgegangen war, dass es bei uns kaum Katholiken gibt.
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Wie schon bei meinen vorherigen Auslandserfahrungen habe ich auch hier in Wien wieder erlebt, wie wichtig es ist, Menschen offen zu begegnen und die eigenen Vorstellungen erst einmal etwas zurückzustellen. Vielleicht kann das ja ein Tipp für die Urlaubszeit sein: Oft entdeckt und erlebt man viel mehr, wenn man die eigenen Gewohnheiten zumindest für ein paar Tage beiseite lässt und sich wirklich auf den Urlaubsort, die Kultur, die Sprache und Bräuche einlässt. Aber auch, wer zu Hause bleibt, kann dort auf diese Weise sicher noch das ein oder andere Neue entdecken …