Glaube und Religion in der Kita

Kreuz mit Stiften
Bild: AdobeStock.com, AkuAku

In den rund 230 Kindertagesstätten im Bistum Osnabrück wird der Glaube im Alltag ganz natürlich gelebt. Einen besonderen Anteil daran haben die religionspädagogischen Fachkräfte in den Einrichtungen. Was genau sie tun und warum das so wichtig ist, das erzählen Bärbel Grote und Kerstin Silies in diesem Interview. Sie sind im Bistum Osnabrück für den Fachbereich Kindertagesstätten-Pastoral zuständig.

Kita-Pastoral – was heißt das eigentlich?

Katholische Kitas sind Kirchorte. Kinder und Eltern erleben hier das Kirchenjahr, Rituale, Feste, christliche Werte und Glaubensinhalte und vieles mehr mitten im Kita-Alltag. Die Kinder und Eltern und die Mitarbeiter*innen der Kita sind selbst eine christliche Gemeinschaft! Das gehört zum Profil der katholischen Krippen und Kindertagesstätten im Bistum Osnabrück. Dafür übernehmen sowohl die Kita, als auch der Träger und die Beschäftigten der Kirchengemeinde vor Ort gemeinsam Verantwortung – damit das religiöse Profil der Einrichtung erfahrbar und lebendig bleibt.

Und was bedeutet das ganz konkret, im Kita-Alltag?

Kerstin Silies
Kerstin Silies

In allen Kitas im Bistum Osnabrück gibt es speziell ausgebildete religionspädagogische Fachkräfte, deren Aufgabe es ist, das gesamte Team in der religionspädagogischen Arbeit mit den Kindern zu stärken und zu begleiten. Sie unterstützen z.B. in der Planung und der praktischen Umsetzung religionspädagogischer Elemente im Kita-Alltag, bei der Zusammenarbeit mit den Eltern und bei der persönlichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben.

Bärbel Grote
Bärbel Grote

Die religionspädagogischen Fachkräfte arbeiten eng mit einer pastoralen Ansprechperson aus der Kirchengemeinde zusammen. Dabei entstehen ganz verschiedene Projekte, z.B. die Gestaltung eines Fasten-Pilgerwegs in der Kirche. Oder die Einrichtung eines Elterncafés. Hier sind die Eltern oft dankbar für ein offenes Ohr für Dinge, die ihnen auf dem Herzen liegen. In vielen Kirchengemeinden setzen sich die religionspädagogischen Fachkräfte und pastoralen Ansprechpersonen mit dem Umgang mit Tod und Trauer in der Kita auseinander. Familien und Kita-Teams in Trauersituationen zu begleiten ist äußerst wichtig und erfordert eine hohe Sensibilität – unabhängig von der Religionszugehörigkeit.

Es geht es also nicht immer nur um den katholischen Glauben?

Nein, Religionspädagog*innen wollen eine positive Einstellung zum Glauben allgemein fördern, nicht nur zum christlichen. Sie gehen auf die Situation der Kinder und Eltern vor Ort ein. In einem gesellschaftlich pluralem Umfeld müssen sie, wie alle Mitarbeiter*innen der Kindertageseinrichtung, selbstreflektiert, kindorientiert und fachkundig handeln. Sie benötigen ein Grundwissen über Religionen für den interreligiösen Dialog, über christlich-katholische Ausdrucksformen und über Entwicklungspsychologie. Neben methodischen religionspädagogischen Kompetenzen ist vor allem die glaubwürdige christliche Haltung von Bedeutung.

Und wenn Kinder oder Eltern in der Kita gar nichts mit Religion zu tun haben wollen?

Weitere Infos

Dann ist das auch ok. In den Kindertagesstätten gilt das Konzept der religionssensiblen Erziehung in Bezug auf Glauben, Religion und wichtige Lebensfragen. Es geht z.B. darum, wie es gelingen kann, religiöse Themen im Kita-Alltag umzusetzen, wenn verschiedene Religionen in der Kita vertreten sind. Und wie gelingt das auch, wenn kein Zugang zu religiösen Themen besteht? Ein respektvoller, achtsamer und akzeptierender Umgang ist dabei unerlässlich und selbstverständlich.

Außerdem ist es wichtig, einfach grundsätzlich ein offenes Ohr für die Themen der Familien zu haben, ohne dass in jedem Moment über den Glauben gesprochen wird. Ein wertschätzender Umgang mit den Menschen, die in der Kita ein- und ausgehen, zeigt am besten, worauf es im christlichen Glauben ankommt – und kann vielleicht sogar ein gewisses Gespür für Religiosität auslösen.

Und es gibt Religionspädagog*innen in jeder Kita im Bistum?

Ja. Seit 2018 ist es verpflichtend vom Bistum Osnabrück vorgegeben, eine religionspädagogische Fachkraft in der katholischen Kindertagesstätte einzusetzen. Diese religionspädagogischen Fachkräfte haben sich berufsbegleitend als Fachkraft für Religionspädagogik oder Fachkraft für religiöse Bildung qualifiziert. Für diese Aus- und Fortbildungen gibt es eine große Nachfrage – wir haben für die Kurse, die das Bistum anbietet, eigentlich immer eine Warteliste …

Kontakt

Kerstin Silies
Gerhard-Kues-Str. 16
49808 Lingen
Telefon: 0591 6102-250
E-Mail: ke.silies@bistum-os.de

Alexander Rolfes
Domhof 12
49074 Osnabrück
Telefon: 0541 318-267
E-Mail: a.rolfes@bistum-os.de

Es gibt also mehr Bedarf?

Auf jeden Fall, deswegen bietet das Bistum Osnabrück alle zwei Jahre im Ludwig-Windthorst Haus in Lingen die Langzeitfortbildung „Fachkraft für Religionspädagogik im Elementarbereich“ an. Während der Langzeit Fortbildung werden z.B. eine Hausarbeit zu biblischen Geschichten aus dem Alten Testament erstellt und ein religionspädagogisches Praxisprojekt in der eigenen Einrichtung durchgeführt. Nach bestandenem Kolloquium erhalten die Teilnehmenden das Zertifikat und bekommen die bischöfliche Sendung für den religionspädagogischen Bereich in Kindertagesstätten. Die katholischen Fachschulen für Sozialpädagogik des Bistum Osnabrücks bieten die Qualifizierung mit dem Zertifikat „Fachkraft für religiöse Bildung in sozialpädagogischen Feldern“ an.

Wie läuft das konkret ab? Kann da jede*r mitmachen?

Alle pädagogischen Fachkräfte aus den katholischen Einrichtungen können sich für die Langzeitfortbildung des Bistums anmelden. Ausbildungsinhalte sind z.B. biblische Geschichten erzählen, Gottes- und Menschbild, religionssensible Konzepte und Methoden, das Kirchenjahr, Religionspädagogik für Kinder unter 3 Jahren, Begegnung und Dialog mit den Weltreligionen, Beten mit Kindern – und einiges mehr. Spirituelle Selbstvergewisserung in verschiedenen Formen ist natürlich auch ein Bestandteil der Langzeitfortbildung. Die Qualifizierung in den Fachschulen nutzen Erzieher*innen in der Ausbildung.

Und nach der Fortbildung?

Aus- und Weiterbildung

Geht’s los und weiter mit der Arbeit vor Ort. Mit Projekten wie der Feier eines gemeinsamen Kindergottesdienstes zum Weltgebetstag oder einem bunten Nachmittag zum Weltkindertag, der vielleicht sogar mit weiteren Kooperationspartner*innen gestaltet wird, mit Verbänden wie kfd oder Kolping oder der politischen Gemeinde. Wichtig ist Vernetzung: In vielen Pfarreiengemeinschaften treffen sich die religionspädagogischen Fachkräfte gemeinsam mit den pastoralen Ansprechpersonen vor Ort regelmäßig zu einem Arbeitskreis. Hier gibt es die Möglichkeit zum Austausch und zur Planung und Umsetzung gemeinsamer Aktionen. Auch auf Dekanatsebene gibt es schon ein paar vielversprechende Kooperationen zum Austausch und für Fortbildungen – mehr sind gewünscht und werden gerne unterstützt!