Gott nah sein

Vogel frisst aus der Hand
Bild: unsplash.com, Bonnie Kittle

Sie gingen von dort weg und zogen durch Galiläa. Er wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er belehrte seine Jünger und sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden das Wort nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten auf dem Weg miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Markus 9,30-37

 

Ein Kind. Klein, hilfsbedürftig, wehrlos, abhängig, liebesbedürftig, schwach. Genau das Gegenteil finden wir in den Attributen, die wir Gott zuschreiben: Schöpfer, Herrscher, König, Richter, Allmächtiger …

Jesus macht im Evangelium oben deutlich, dass diese Gegenteile untrennbar zusammengehören: „ein solches Kind“ und Gott. Wenn wir Gott nahe sein wollen, wenn wir mit ihm unterwegs sein wollen, wenn wir an ihn glauben wollen, kommen wir an den Kleinen, Hilfsbedürftigen, Schwachen nicht vorbei. Sie sind der Weg zu Gott. Die Liebe zu Gott, der Glauben an Gott, muss Folgen haben – ganz praktisch, ganz konkret und zwar für die Menschen, die klein gemacht werden, die sich alleine nicht mehr helfen können, denen Abhängigkeit keinen Freiraum mehr lässt, die lieblos behandelt werden, die schutzlos sind.

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Gottesliebe und Nächstenliebe gehören untrennbar zusammen. Ich kann nicht an einen Gott glauben, der die Liebe ist, und meine Nächsten übersehen. Wenn ich Gott nah sein will, reicht es nicht aus, sonntags in die Kirche zu gehen, sondern „Glauben“ ist ein Tuwort, das heißt es bringt mich ins Handeln. Albert Schweizer hat es für mich mit diesem treffenden Vergleich augenzwinkernd auf den Punkt gebracht: „Wer glaubt, weil er in die Kirche geht, sei er ein Christ, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in die Garage geht.“

Bernd Overhoff