Jeden Tag auf’s Neue

Gute Vorsätze

Alles hat seine Zeit – das steht schon im Buch Kohelet im Alten Testament. „Eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz. Eine Zeit zum Lieben und eine Zeit zum Hassen, eine Zeit für den Krieg und eine Zeit für den Frieden.“

Silvester, das ist eine Zeit zum Innehalten. Das alte Jahr geht zu Ende, man besinnt sich, überdenkt die eigenen Prioritäten und hat Gelegenheit, Bilanz zu ziehen: Wo stehe ich? Wo will ich hin? Was ist im letzten Jahr gelungen? Was soll in Zukunft anders laufen? Der Januar, das neue Jahr – das ist dann die Zeit für gute Vorsätze. Mit dem Rauchen aufhören, sich in Zukunft gesünder ernähren, mehr Zeit mit der Familie verbringen, sparsamer leben oder öfter Sport machen – den Zielen und Ansprüchen an sich selbst sind häufig keine Grenzen gesetzt.

Vorhang, Bild: photocase.de, marqs
Sind Sie auch schon neugiereig auf’s neue Jahr? (Bild: photocase.de, marqs)

Das einzelne Jahr, der Anfang eines neuen Jahres, gute Vorsätze – das alles spielt in der Bibel keine Rolle. „Think big“ – denke groß. In der Bibel sind die Dimensionen viel größer. Ein Jahr, was ist das schon? Mose ist mit seinem Volk vierzig Jahre durch die Wüste gewandert. Von sieben fetten und sieben mageren Jahren ist im Traum des ägyptischen Pharaos im Buch Genesis die Rede.
Da ist es zunächst verwunderlich, dass eine so kleine Zeiteinheit in der heiligen Schrift viel entscheidender ist: der einzelne Tag – heute. Das hier und jetzt ist das, was zählt. „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Matthäus 6,11), beten wir zum Beispiel im Vaterunser. Das Brot, das wir morgen zum Leben brauchen, spielt heute noch keine Rolle. Dafür können wir noch am Tag darauf bitten, wenn es so weit ist.
Im Alten Testament, als Gott dem Volk Israel während der Wüstenwanderung Brot vom Himmel schenkte, da hat er seinem Volk sogar ausdrücklich verboten, dieses Manna zu sammeln und aufzuheben. Und wer es doch tat, bei dem war es am Tag darauf verdorben und ungenießbar. Für uns heute klingt das befremdlich. Wir sind es gewohnt, im Voraus zu denken, zu planen und zu handeln. Wir kaufen häufig für die ganze Woche ein, statt nur für einen Tag. Jesus drückt es in der Bergpredigt so aus: „Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.“ (Matthäus 6,34)
Und was heißt das jetzt für die Vorsätze? Nur Gutes! Mal ehrlich: Die Vorsätze für einen Tag zu halten, ist doch weitaus einfacher, als sich gleich ein ganzes Jahr vorzunehmen… Wer scheitert, muss die Ziele nicht gleich komplett über Bord werfen, sondern kann die Vorsätze jeden Tag auf’s Neue in den Blick nehmen.
Und wie können sie aussehen, die Vorsätze für einen Tag? Das tägliche Gebet könnte ein Vorsatz sein. Am Ende des Tages einfach mal „Danke“ zu sagen, für all das Gute, was heute geschehen ist. Danke für das „tägliche Brot“, für gute Begegnungen und ein gutes Wort. Oder Sie halten das Pfadfinderversprechen: Jeden Tag eine gute Tat!
Papst Johannes XXIII. hat die „10 Gebote der Gelassenheit“ formuliert. Eines davon: „Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.“ Probieren Sie es aus! Am besten jeden Tag auf‘s Neue.

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