Hochwasser in Deutschland
Am Samstag bin ich von einer Flusskreuzfahrt auf dem Rhein durch Holland und Flandern heimgekehrt. Bei der Abfahrt hatten wir nicht ahnen können, was schon bald im Westen Deutschlands geschehen würde, während wir uns anschickten, so wunderbare Städte wie Amsterdam, Hoorn, Rotterdam, Delft, Den Haag, Gent und Antwerpen zu erkunden.
Jeden Tag erreichten uns neue Schreckensnachrichten von der großen Flut und ihren verheerenden Folgen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, von den vielen Toten und Vermissten, von den verzweifelten Angehörigen und von all denen, deren Hab und Gut weggerissen und vernichtet wurde.
Auf den Tag genau am 16. Juli vor 56 Jahren habe ich in meinem Heimatdorf Etteln bei Paderborn die unheimliche und zerstörerische Kraft ungeheurer Wassermassen erfahren, die ebenfalls von Starkregen freigesetzt wurden. Mein Klavier fiel buchstäblich auseinander, weil es bis über den Deckel im Wasser stand. Der Schlamm durchzog alles, ich hatte kein einziges Schulbuch mehr. Aber das blieb letztlich unbedeutend angesichts der vier Kinder einer Familie – zwischen einem und sieben Jahren alt – und ihrer Oma, die unter dramatischen Umständen vor den Augen der Mutter in den Fluten ertranken. Als der Vater nach Hause kam, lebte nur noch seine Frau.
Das alles kam jetzt wieder in mir hoch. Und das Wasser des Rheins stieg und stieg. Unser Schiff musste sich bei der Rückreise durch gewaltige Wassermassen mit Unmengen von Treibgut rheinaufwärts kämpfen. In Emmerich gingen wir wieder an Land. In Duisburg, Düsseldorf oder Köln wäre es nicht möglich gewesen.
Über den Autor
Franz-Josef Bode ist unser Bischof und Vorsitzender der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2010, damals als erster deutscher Bischof, schreibt Bode in unserem Bistumsblog über Begegnungen und Gedanken aus seinem bischöflichen Alltag.
Wie viele Menschen haben nach den erschütternden Erfahrungen in der Pandemie nun noch dazu diese Katastrophe auszuhalten?! Da bleiben auch ,geschulten‘ Theologen die Worte im Hals stecken. Es bleibt nicht viel mehr als das Gebet – und die Solidarität mit den Betroffenen, auch ganz konkret durch Spenden, die der unmittelbaren Not abhelfen und dem Wiederaufbau zugutekommen.
In unserem Bistum wollen wir am kommenden Wochenende eine Sonderkollekte halten als Zeichen unserer Verbundenheit mit den Opfern. Es mag ein Tropfen auf den heißen Stein sein, und ist dennoch ein wichtiges Zeichen. Herzlich lade ich Sie dazu ein. So können wir die wieder einmal große Hilfsbereitschaft vieler Menschen noch unterstützen. Ich weiß um die aufrichtende und ermutigende Wirkung solcher handfesten Zeichen aus meiner eigenen Erfahrung zu Hause vor 56 Jahren. Schon jetzt auch von mir: DANKE für jede Hilfe!