Im Himmel gut aufgehoben

zwei Bänke auf einer grünen Wiese vor blauem Himmel
Bild: unsplash.com, Wang Binghua

Von den Sadduzäern, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, kamen einige zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der zweite, danach der dritte und ebenso die anderen bis zum siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber, die gewürdigt werden, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, heiraten nicht, noch lassen sie sich heiraten. Denn sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und als Kinder der Auferstehung zu Kindern Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle. 

Lukas 20,27-38

 

Wenn ich das, was Jesus hier in diesem Evangeliumsabschnitt sagt, in unsere Sprache übersetzte, mag es so lauten: Lasst das Spekulieren über Details, wie es wohl im Jenseits aussieht – ihr wisst es nicht, also phantasiert auch nicht, wie es sein könnte. Dennoch kann man aus der gesamten Bibel als Wort an die Gemeinde festhalten: Stellt euch das ewige Leben nicht vor wie eine lineare Fortführung des Lebens hier auf Erden mit all seinen Facetten und Komplikationen. Aber haltet am Wesenskern unseres Glaubens fest: Nicht, was kommt, ist die Frage, sondern, wer kommt.  Und wer kommt: Das können wir aus dem Leben und den Worten Jesu erschließen: Uns kommt ein Gott des Lebens entgegen, der Leben schenkt und über den Tod hinaus weiter Leben schenkt. Er will dieses hier auf Erden begonnene Leben vollenden, es heil und ganz machen.

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In der kommenden Welt wird sich das, was einen Menschen zuinnerst ausmacht, also seine Persönlichkeit, seine Identität, nicht in Wohlgefallen auflösen. Im Gegenteil. Die Verstorbenen werden vollendet zu Söhnen und Töchtern Gottes. Denn Gott ist ein Gott der Lebenden und nicht der Toten! Gott ist ein Gott, der über den Tod hinaus das bleibt, was er für uns auch vor dem Tod ist: ein Gott des radikalen Wohlwollens, ein Gott der heilt, der rettet, der vollendet.

Dennoch, es bleibt das Bedürfnis, sich dieses Leben nach den Tod irgendwie vorzustellen. Medard Kehl, ein Jesuit aus Frankfurt, hat diesen Gedanken einmal so entfaltet:

Für den christlichen Glauben ist der Tod nicht einfach ein Mir-genommen-Werden und damit letzte Grenze, sondern ein Aufgenommen-Werden, man könnte auch sagen Aufgehoben-Werden und dann ein Aufgehoben-Sein. Das meinen wir Christen, wenn wir sagen: Der einzelne Mensch und die ganze Schöpfung sind im Himmel gut aufgehoben. Wer weiß, dass er einmal gut aufgehoben sein wird, der kann gelassen sein Weg auf Erden weitergehen und das tun, was zu tun sinnvoll und notwendig ist.

P. Franz Richardt