In doppelter Hinsicht das tägliche Brot

Zwei Hostien werden ins Bild gehalten.
Die großen Hostien, die auch mit einem Motiv versehen sind, werden an Fronleichnam in der Monstranz durch die Straßen getragen. Bild: Bistum Osnabrück

An Fronleichnam steht Christus, dargestellt im Brot, im Zentrum. Die geweihte Hostie wird oftmals durch die Straßen getragen. Hostien sind auch das tägliche Brot der Benediktinerinnen in Osnabrück. Zum einen, weil sie jeden Tag die Heilige Messe feiern. Zum andern, weil die Schwestern selbst Hostien backen. Schwester Lucia erklärt, was in der Hostie drin ist, warum es bei der Arbeit zwar kontemplativ zugeht, aber nicht leise und wie sich die Corona-Pandemie auf den Verkauf ausgewirkt hat.

Schwester Lucia, was muss in eine Hostie hinein, damit sie gut wird?

Weizenmehl und Wasser, sonst nichts. Das ist kirchenrechtlich so vorgeschrieben. Je nach Hostienbäckerei ist etwas mehr Wasser oder etwas mehr Mehl im Teig, bei uns ist es halb-halb.

Schmecken Ihre Hostien anders als die von anderen Hostienbäckereien?  

Der Hostienkenner merkt Unterschiede, weil die Hostien unterschiedlich heiß gebacken und unterschiedliche Weizenmehltypen verwendet werden. Das variiert so ein bisschen. Aber im Grunde schmecken alle gleich, an den Inhaltsstoffen verändert sich ja nichts.

Wie läuft der Backvorgang ab?

Hostienbacken ist ganz anders als Brotbacken: Pro Backgang brauchen wir mehr als 220 Liter Teig. Der kommt in die Backmaschine. Das ist so etwas wie ein sehr kross backendes Waffeleisen. Die Eisen rotieren ständig und die Maschine gibt den Takt an. Gerade für diejenigen, die neu an die Backmaschine kommen, ist das sehr anstrengend. Die Maschine wartet ja nicht. Und dann holt die Schwester die Platten heraus, entfernt die Teigreste, wie man das vom Backen kennt und sortiert schon mal grob vor: Welche Platten sind besonders schön, welche haben einen Knacks. Es wird nach weißen Hostien sortiert und nach Brothostien. Die Platten kommen einen Tag lang in einen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit, damit sie flexibel werden. Sonst kann man keine Hostien ausstanzen – wobei das bei uns mit einem Bohrer passiert. Bevor die Hostien in den Verkauf kommen, werden sie nochmal durchgesehen und die zerbrochenen aussortiert.  

Eine junge Ordensschwester lacht in die Kamera.
Schwester Lucia ist die jüngste der 17 Ordensfrauen im Kloster der Benediktinerinnen in Osnabrück.

Ist das Backen von Hostien ein kontemplativer Vorgang? Für die Gläubigen werden diese im Gottesdienst ja zum Leib Christi gewandelt. 

Das ist bei uns allgegenwärtig. Gerade bei uns als Benediktinerinnen vom heiligsten Sakrament ist die Eucharistie und der im gewandelten Brot gegenwärtige Herr ein Kernthema. Unser Werk, das wir backen, ist ja nur für den Gottesdienst bestimmt. Die Arbeit selbst hat sehr kontemplative Aspekte. Aber kontemplativ bedeutet nicht automatisch leise und bedeutet auch nicht automatisch nicht anstrengend. Es wird gerade im Sommer beim Backen sehr geschwitzt. Es ist heiß und je nachdem wo man arbeitet, auch körperlich anstrengend. Und es ist an vielen Stationen wegen der Maschinen sehr laut – die meisten Schwestern benutzen deshalb Ohrstöpsel.

Wie viele Hostien produziert die Bäckerei im Kloster?

Weitere Infos

  • Das Kloster der Benediktinerinnen liegt mitten in der Osnabrücker Innenstadt, nicht weit weg vom Dom. Insgesamt leben 17 Schwestern dort. Als kontemplativ-monastische Ordensgemeinschaft besteht ihre Hauptaufgabe in der Feier der Liturgie und in der eucharistischen Anbetung.
  • Schwester Lucia ist seit viereinhalb Jahren im Kloster der Benediktinerinnen in Osnabrück. Neben der Arbeit in der Hostienbäckerei ist sie noch in der Pflege tätig. Die 29-Jährige hat das Noviziat abgeschlossen und ihre zeitlichen Versprechen abgelegt.
  • Das Kloster im Internet: www.osb-os.de

Vor Corona haben wir normalerweise zwei Mal die Woche gebacken, das waren jeweils etwa 70.000 Hostien, dazu kommen noch die größeren für die Priester. Hochsaison ist in der Zeit vor Ostern und bis Pfingsten und dann nochmal vor Weihnachten. Jetzt ist es wegen Corona anders, es gibt ja weniger Gottesdienste mit weniger Gläubigen. Wir backen nur alle paar Wochen einmal und dann vor allem, weil Priesterhostien benötigt werden. Bei den Hostien für die Laien geht sehr viel weniger, 32.000 Stück, wenn es eine gute Woche ist.

Ist das auch ein finanzieller Verlust für das Kloster?

Ja. Die Hostienbäckerei ist einer unserer Hauptbetriebe. In doppelter Hinsicht also unser täglich Brot: Wir brauchen es für die Eucharistiefeier, aber da wir nicht von der Kirchensteuer leben, ist es auch wichtig, dass wir uns finanziell über Wasser halten können.      

Wenn Ihre Gemeinschaft soviel mit dem Backen von Hostien zu tun hat, ist dann Fronleichnam für sie auch ein besonderes Fest?

Als Benediktinerinnen vom heiligsten Sakrament ist Fronleichnam für uns natürlich ganz besonders, ein Hoch-Hochfest sozusagen. Wir haben zwar keine Prozession, aber wir gestalten unsere Gebetszeiten noch feierlicher als sonst.

Über die Hostienbäckerei der Benediktinerinnen in Osnabrück gibt es auch ein Video auf der Kinder-Internetseite des Bistums reliki.de:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden