Innovation im Bistum Osnabrück

Bunte Papierflieger
Bild: AdobeStock.com, Worawut

Was kann man zukünftig lassen, was kann man neu oder ganz anders machen? Was wird gebraucht und wie wird aus einer Idee ein Projekt mit Zukunft? Hilfe bei Antworten auf diese Fragen gibt es im Seelsorgeamt des Bistums Osnabrück, genauer gesagt im Fachbereich Organisationsentwicklung und Gemeindeberatung. Dort ist das Thema Innovation angedockt: Ein Team beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die durch Strukturveränderungen in den Kirchengemeinden entstehen und begleitet Transformationsprozesse vor Ort. Hier im Interview beantworten die Mitglieder Fragen zum Thema und stellen ihre Angebote vor.

Die meisten Menschen denken bei Kirche ja eher an Tradition als an Erneuerung – wie passt das zusammen: Kirche und Innovation?

Anja Breer: Kirche braucht zu allen Zeiten Erneuerung, um anschlussfähig zu sein an Menschen in ihrer Zeit und unserer Gesellschaft. Das ist also eigentlich kein neues Prinzip, sondern hat einfach einen neuen Namen: Innovation statt „Ecclesia semper reformanda“. Es geht immer darum, Kirche so zu gestalten, dass Menschen in unserer Gesellschaft heute damit etwas anfangen können und etwas Lebensertüchtigendes für sich finden.

Was heißt Innovation im Bistum Osnabrück?

Kontakt

Das Team für Innovation im Bistum Osnabrück (v.l): Heike Frerker, Sebastian Nerlich, Anja Breer und Dominik Heggemann

Weitere Infos zum Thema gibt es bei:

Anja Breer: a.breer@bistum-os.de bzw. 0541 318-259 und 0171 9738923

Dominik Heggemann: d.heggemann@bistum-os.de bzw. 0541 318-255 und 0160 5965221

Heike Frerker: Das Thema Innovation läuft schon seit rund fünf Jahren auf ganz vielen Ebenen im Bistum eigentlich immer als Schablone mit, also das bezieht sich nicht nur auf unseren Fachbereich, sondern es geht darum, dass sich eine Art innovatives Mindset durchsetzt. Eine Denkweise, eine innere Einstellung, die ausprobiert und möglich macht. Ein wenig ist es auch eine Denkerlaubnis, denn Innovation hat auch damit zu tun, aus klaren Denkmustern auszubrechen – das muss man sich trauen!

Dominik Heggemann: Wir denken z.B. losgelöst vom klassischen Gemeindekontext. Also was könnten gute Projekte auf ökumenischer oder kommunaler Ebene sein? Oder für Menschen, die sich in ihrer Kirchengemeinde noch nicht oder nicht mehr beheimatet fühlen – was brauchen die, was spricht die an?

Welche konkreten Innovationsprojekte gibt es denn im Bistum?

Anja Breer: Viele! Zum Beispiel haben drei Ehrenamtliche aus Freren eine Veranstaltungsreihe für Frauen um die 50 entwickelt, die ein hohes Arbeitsaufkommen haben, viel Care-Arbeit und denen wurden dann Angebote gemacht, wo es um Selbstfürsorge oder Entspannung ging – und es gab auch eine riesige Party mit über 200 Frauen aus der Umgebung. Oder das Projekt „Trude lädt ein“ in Osnabrück, das versucht, zwischen psychisch Erkrankten und Stadtbewohnern zu agieren, um psychische Erkrankungen zu enttabuisieren. Vor einiger Zeit gab es in Ankum das Projekt Thekenpastoral, bei dem eine Mitarbeiterin aus der Gemeinde regelmäßig in der Kneipe für Gespräche zur Verfügung stand.

Heike Frerker: Wichtig ist bei allen Projekten: Es geht nicht darum, dass wir das machen, nur weil es neu ist oder ein tolles Event, sondern weil es etwas ist, dass sich an den Bedürfnissen der Leute vor Ort orientiert. Es muss eine Anschlussfähigkeit geben für Menschen, zu denen wir ja als Kirche in Beziehung treten wollen. Eine gelungene Innovation ist es ja erst, wenn sie Routine und Beständigkeit bekommt, wenn man Netzwerke und Gemeinschaft schafft.

Und welche Angebote gibt es für Menschen, die innovative Ideen haben oder entwickeln möchten?

Anja Breer: Dafür ist erst einmal wichtig, zu wissen: Innovation ist erlernbar! Es gibt Handwerkszeug und sehr konkrete Schritte dafür und wir bieten unterschiedliche Dinge an für alle, die Lust darauf haben: Zum einen sind das Angebote auf Nachfrage, Workshops oder Coachings über einen bestimmten Zeitraum, bei denen wir dabei unterstützen, eigene Innovationsprozesse zu gehen, also neue Dienstleistungen oder Produkte zu erfinden, Probleme zu lösen, aber auch, sich als Team oder die eigene Kultur weiterzuentwickeln. Dann gibt es unterschiedlichste Veranstaltungen, bei denen man sich inspirieren lassen kann. Viele finden in Kooperation mit anderen Bistümern und mit Partnern auf kommunaler oder ökumenischer Ebene statt. Außerdem haben wir Anfang 2025 das digitale ökumenische Netzwerk Flugmodus ins Leben gerufen, wo man sich online trifft, um sich gegenseitig zu inspirieren und zu vernetzen. Und es gibt Micro-Projektförderungen, bei denen man bis zu 500 Euro vom Bistum bekommen kann, um mal kleine Experimente auszuprobieren. Wer Fragen zu einem der Angebote hat, kann sich immer gerne an uns wenden!

Das Bistum muss sparen – und trotzdem ist für so etwas Geld da?

Anja Breer: Genau deswegen muss erst recht dafür Geld da sein! Ich finde es ganz schwierig, nur in Exnovationslogik zu denken und zu sagen: Wir bauen jetzt alles Stück für Stück ab um zu sparen. Das ist ja das Anliegen von Innovation: etwas Neues zu schaffen, um auch zukünftig relevant zu sein. Deswegen muss in jedem Finanzbudget, auch und gerade in einem sparsamen, ein Posten für Entwicklung drin sein.

Dominik Heggemann: Konsolidierung ist ja kein Selbstzweck, sondern es geht darum, zukunftsfähig zu sein und auch in Zukunft sinnvoll investieren zu können. Wenn die alten Produkte und Vertriebswege nicht mehr oder nur noch eingeschränkt funktionieren, braucht es etwas Neues. Diese Logik, die jedes Unternehmen hat – wir brauchen einen Freiraum für Innovation, um marktfähig zu bleiben – das ist neu für Kirche und notwendig: nicht in der grundsätzlichen Ausrichtung, aber in der Form und Kommunikation umso mehr.