Jesus als Innovationscoach

Jesus als Innovationscoach
Bild: pixabay.com, Gerd Altmann

Und sie gingen in ein anderes Dorf. Als sie auf dem Weg weiterzogen, sagte ein Mann zu Jesus: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst weggehen und meinen Vater begraben! Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nachfolgen, Herr. Zuvor aber lass mich Abschied nehmen von denen, die in meinem Hause sind. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.

Lukas 9,56-62

 

Vor ein paar Jahren fiel mir ein kleines gelbes Buch in die Hand. „Innovation – Streitschrift für barrierefreies Denken“ von Wolf Lotter. Voller Neugier schlug ich das Buch auf und war gespannt, was das Buch über das Neue und Erneuerung (lateinisch: innovare = erneuern, verändern) zu sagen hat. Und zu meiner Verwunderung ging es nicht als erstes um das Neue, sondern um das Alte. So las ich auf der ersten Seite folgendes Zitat von John Maynard Keynes:

Die Schwierigkeit liegt nicht so sehr in den neuen Gedanken als in der Befreiung von den alten.

Nicht zuletzt wegen diesem Zitat kam mir bei der Lektüre des heutigen Evangeliums dieses kleine gelbe Buch wieder in den Sinn. Vielleicht haben das Reich Gottes und Innovation mehr gemeinsam als ich vermutet hatte?!? Und tatsächlich: Auf den zweiten Blick entdecke ich viele Parallelen.

Innovationen sind Verstörungen. Sie stören das Bekannte, das Gewohnte, das Lieb-Gewonnene zugunsten einer neuen Idee, die einen Mehrwert hat für die Menschen und die Gesellschaft.

Auch die Passage aus dem heutigen Evangelium verstört mich: Kein Zuhause haben, die Toten nicht begraben, sich nicht von der Familie verabschieden. Das widerspricht doch einer Menge von dem, was mir als Christ wichtig ist. Und dennoch fordert Jesus genau das: Wer ihm nachfolgen will, wer das Reich Gottes verkünden will, soll nicht zurück, sondern nach vorne schauen. Das Reich Gottes ist radikal zukunftsorientiert.

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In Bezug auf Innovation bringt es Wolf Lotter in seinem kleinen gelben Buch so auf den Punkt:

Innovation ist, in einem Satz, der berechtigte Anlass für die Hoffnung, dass es besser wird. Der Beweis, dass die Zukunft existiert. Dass es einen Fortschritt gibt, eine Perspektive.

Das ist auch eine treffende Definition für das Reich Gottes.

Ganz offensichtlich ist Jesus also nicht nur Messias, Retter und Friedensfürst, sondern auch Innovationscoach. Sein Tipp: Wer Veränderung, wer Innovation, wer das Reich Gottes will, braucht eine radikale Zukunftsorientierung – auch, wenn das schwerfällt und weh tut.

Bernd Overhoff