„Jugendliche sollen ihre persönliche Beziehung zu Gott entdecken“

Weihbischof Johannes Wübbe im Kreuzgang des Domes
Weihbischof Johannes Wübbe Bild: Bistum Osnabrück

Johannes Wübbe ist Weihbischof im Bistum Osnabrück und Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Im Interview spricht er über den Mehrwert des christlichen Glaubens und darüber, wie Jugendliche ihre Beziehung zu Gott entdecken können. Die Fragen stellte Theresa Meier vom Bonifatiuswerk.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Firmung, inwiefern war der Empfang dieses Sakramentes ein prägendes Erlebnis für Ihren weiteren Lebensweg?

Wir sind damals in der 8. Klasse als gesamte Klasse zur Firmung gegangen. Der Pfarrer hat alle vorbereitet: Ein halbes Jahr lang hat er uns jede Woche im Pfarrheim unterrichtet. Und dann kam an einem Sonntag ein Domkapitular aus Osnabrück und feierte mit uns die Firmung. Es war auch üblich, dass Firmpaten Familienangehörige waren. Anschließend gab es noch ein schönes Mittagessen und dann war die Firmung vorbei. Es war für uns alle selbstverständlich, dass wir uns sowohl an der Firmvorbereitung beteiligten als auch die Firmung empfangen wollten.

Was antworten Sie Jugendlichen auf die Frage: Warum soll ich mich firmen lassen?

Ich hoffe, dass sie persönlich auf diese Frage eine Antwort finden, indem sie sich auf die Firmvorbereitung einlassen. Ich habe in vielen Gesprächen mit Jugendlichen die Erfahrung gemacht, dass die Motivation für die Firmung unterschiedlich aussehen kann. Manche sagen: ‚Für mich gehört es dazu, weil meine Freunde und Freundinnen sich auch firmen lassen.‘ Andere sagen: ‚Ich stehe im Moment vor so vielen Fragen und ich vertraue darauf, der Geist Gottes will mir helfen.‘ Deshalb möchte ich nicht die eine Antwort geben, sondern ich hoffe, dass die jungen Menschen in der Vorbereitung und durch viele andere Anlässe für sich eine persönliche Antwort finden können.

Weitere Infos

  • Das Leitwort der Firm-Aktion 2025 des Bonifatiuswerkes lautet „On fire“. Damit spielt es auf die Darstellung des Heiligen Geistes als Feuerzungen in der Bibel an. Die Aktion möchte aber auch zentrale Fragestellungen von jungen Menschen im Firmalter aufgreifen: Für was brenne ich? Worauf möchte ich mein Leben ausrichten? Wo entdecke ich Spuren Gottes? Was „verbrennt“ meine Wünsche und Sehnsüchte in meinem Leben? Mehr dazu kann man hier erfahren.
  • Und hier finden Sie einen Artikel zu neuen Firmkonzepten im Bistum Osnabrück.

Was macht für Sie eine gute, geistliche und nachhaltige Firmvorbereitung aus?

Auch hier habe ich keine eindeutige Antwort, aber drei Dinge sind mir wichtig: Zur Firmvorbereitung gehört für mich, dass die Jugendlichen mit ihren Glaubens- und Lebensfragen ernst genommen werden, sich dann damit auseinandersetzen und dabei lernen, ihren Glauben und ihre Werte im Alltag umzusetzen. Gemeinschaft mit anderen Jugendlichen zu erleben. Aber auch persönlich ihre Beziehung zu Gott zu entdecken oder zu vertiefen.

„Voll Hoffnung glauben“ ist Ihr bischöflicher Wahlspruch. Welche Hoffnung setzen Sie in die jungen Menschen, die sich firmen lassen?

Ich wünsche ihnen erst einmal, dass sie viele ihrer Lebenswünsche und Träume verwirklichen können. Und ich hoffe, dass sie immer wieder die Erfahrung machen, dass Gott ihrem Leben guttut und dass sie sich einbringen in eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die auch auf Gott setzen. Und was ich immer wichtiger finde: Ich hoffe, dass sie Überzeugungen in ihrem Leben haben, für die sie einstehen und die sie, wenn es sein muss, auch verteidigen. Wir leben in einer Zeit, in der viele christliche Werte nicht mehr selbstverständlich sind. Ich denke an Menschenwürde, Zusammenleben, Recht auf Leben für alle. Das sind für mich zutiefst christliche Werte und da hoffe ich, dass die jungen Menschen dafür streiten und die Gesellschaft so mitgestalten.

„On fire.“ heißt das diesjährige Leitwort der Firmaktion des Bonifatiuswerkes. Wie kann das Feuer für den Glauben bei den Jugendlichen heutzutage entfacht werden?

Mit ‚On fire.‘ ist es gelungen, ein Motto zu finden, das für junge Menschen zugänglich ist. Sie wissen, was es heißt: ‚Ich bin für etwas begeistert und da brennt ein Feuer in mir.‘ Ich habe bei Jugendlichen selbst erlebt, dass sie das Motto auf ihre Glaubenswelt übertragen: Sie haben mir bei einer Firmung erzählt, dass sie eine Feuerwache besuchten. In den Gesprächen dort ist ihnen deutlich geworden, dass von Feuerwehrleuten der Einsatz für andere Menschen verlangt wird. Ein Jugendlicher sagte nachdenklich: ‚Mensch, wenn die das tun, dann müssen sie doch ganz schön begeistert sein von dieser Aufgabe.‘ Von daher war es für sie ein Leichtes, auch darüber nachzudenken, was es bedeutet, wenn sie für den Glauben und für Gott begeistert sind.

Wofür brennen Sie in Ihrer Arbeit als Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz?

Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt, sich dafür einzusetzen, dass die Jugendpastoral in Deutschland ein Ort ist, wo junge Menschen gut zu Hause sein können und wo sie ihre Fragen stellen, gleichzeitig aber auch Antworten finden können. Ich hoffe auch, dass sie sehr gute Erfahrungen bei ganz unterschiedlichen Veranstaltungen machen. Dafür brenne ich, solche Gelegenheiten zu schaffen.