Kirche so und anders …

Kinder zünden in der Kirche eine Kerze an
Bild: privat

Wir machten ein paar Tage Urlaub auf der Insel. Und am Sonntag war natürlich „Kirche“ angesagt. Gottesdienste dort sind immer irgendwie spannend – man weiß nie so genau, wer eigentlich da ist. Wenn man Glück hat, macht ein Priester gerade Urlaub und feiert die Messe. Manchmal findet sich ein Organist aus den Reihen der Urlauber oder eine Lektorin. Und ab und an gibt es sogar „Gästekinder“, die ministrieren. Und natürlich sind da die Gäste, die aus ganz unterschiedlich geprägten Pfarreien kommen.

Der Priester, der einem solchen Gottesdienst vorsteht, muss zunächst einmal aus einem bunt zusammengewürfelten „Haufen“ eine „Gottesdienstgemeinde“ machen, muss immer wieder improvisieren, muss einfach präsent und wach sein.

Und das war dieser Priester an diesem Wochenende, der aus dem tiefsten Süden Deutschlands kam. Und durch seine Präsenz konnte sich eine Gemeinde finden, die Taizé-Gesänge wurden ohne irgendwelche Proben mehrstimmig gesungen, die Antworten waren kraftvoll, man sang und betete mit. Die, die hier waren, waren hier, weil sie hier sein wollten.

Und ich dachte nur: Schön, das ist Kirche!! Man versammelt sich im Namen Gottes, da übernimmt einer den Dienst der Leitung, alle sind dabei – und man kann die Gemeinschaft spüren!

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin, war lange Jahre pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück und lebt im Emsland. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Wir gingen dann noch in das kleine Café neben der Kirche – und am Nachbartisch nahm eine Gruppe von Männern Platz, die wohl auch im Gottesdienst gewesen waren, eine Gruppe von Priestern, wie sich herausstellte. Und wir hatten keine Chance, wir mussten sozusagen zwangsweise mit anhören, worüber sie sich unterhielten: „Also, die liturgische Handhaltung …“ – „Und wo er sich beim Vaterunser hingestellt hat!“ – „Der Text nach der Kommunion ging ja nun gar nicht!!“ – „So kann man doch nicht beten!“…

Und ich wurde einfach nur traurig.

Das, was mir in diesem Gottesdienst wertvoll war, wurde nicht einmal wahrgenommen. Da schauten Menschen auf Rubriken und „Zu-Erfüllendes“, auf Gesetze und Gebote und Vorschriften – aber nicht mehr auf den Geist.

Ja, auch das ist Kirche. Leider. Und an dieser Kirche leide ich.

So werden wir die Zukunft nicht gewinnen.

Ich bin für das andere Modell: Wir versammeln uns in seinem Namen. Wir feiern das, was uns verbindet. Wir lassen uns ermutigen, unseren Weg zu gehen. Spontan, manchmal improvisiert, ja, vielleicht auch ein wenig durcheinander – aber lebendig!!

Jedenfalls, wenn ich es richtig verstanden habe, dann war zuerst der Glaube da – und die „Allgemeine Einführung ins Messbuch“ kam tatsächlich erst später.

2 Kommentare zu “Kirche so und anders …

  1. Vielen lieben Dank für dieses wundervolle Kirchenmodell! Ich bin dabei! Ich wünsche mir eine Glaubensgemeinschaft, die sich wieder durch das urgemeindliche Charisma auszeichnet:
    „Seht, wie sie einander lieben!“ So beschreibt der antike Schriftsteller Tertullian (2. Jh.) den Zusammenhalt der ersten Christinnen und Christen.
    Die sich darin zeigende innere Haltung des gegenseitigen Respekts, des Wohlwollens und der gegenseitigen unterstützenden Liebe (Caritas) übt sicher eine überzeitliche Anziehungskraft auf. Es ist wie das Dating-Portal „Concious:Love“ des jungen Gründers Thomas Becherer. Ich wünsche mir auch in meiner Kirche wieder viele Räume, in denen sich Menschen sowohl untereinander als auch mit dem Gott Jesu Christi unvoreingenommen, ohne Erwartungen, ohne Wertungen und „schubladen-frei“ begegnen können. Es stimmt mch hoffnungsvoll, dass wir es schon mal konnten, sogar in Zeiten feindlich gesinnter äußerer Rahmenbedingungen! Es wäre schön , wenn „die Insel“ überall Heimat fände. Hier im „wilden Osten“ erleben wir gerade einen solchen Aufbruch. Das macht Lust auf „mee(h)r!

    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar! Ja, seh ich auch so…
      Wobei: mit sich „gegenseitig achten, tolerieren und respektieren“ wäre ich ja schon ganz zufrieden 🙂
      Liebe Grüße in den „wilden Osten“ und weiterhin viel Lust auf mee(h)r, Andrea Schwarz

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