Von den Stärken des Miteinanders
„Intakte Familien sind der Motor der Welt und der Geschichte“, findet Papst Franziskus. „Sie benötigten daher besondere Anerkennung und Schutz durch die Gesellschaft.“ In der Familie entwickle der Mensch seine Persönlichkeit, lerne die Fähigkeit zu lieben und zu kommunizieren sowie den Respekt vor der Würde der Mitmenschen, führte der Papst aus.
Auch Bischof Franz-Josef Bode betont immer wieder die hohe Bedeutung der Familie und fordert Politik und Gesellschaft auf, sie zu stärken. Familien seien die ersten emotionalen Erfahrungsorte menschlichen Lebens: „Hier erfahren Kinder von Anfang an Gefühle wie Liebe und den humanen Umgang untereinander. Familien sind Bildungs- und Beziehungsorte, in denen Verantwortung eingeübt sowie Konflikte ausgetragen werden.“
Knotenpunkt Familie
Weitere Infos
- Das Bistum Osnabrück macht in seinen Einrichtungen vielfältige Freizeit- und Bildungsangebote für Familien. Hier geht’s zum aktuellen Programm.
- Probleme? Die Ehe-, Familien-, Lebens- und Erziehungsberatung im Bistum Osnabrück hilft!
Familie als Knotenpunkt – dieser bildliche Vergleich weckt eine ganze Reihe von Assoziationen: Der Knoten ist Symbol für Verbindung verschiedener Teile, für Stabilität, Zusammenhalt, Verlässlichkeit, aber auch für Unübersichtlichkeit und manchmal für Probleme, die es zu lösen gilt. Die Familie ist ein Ort, an dem viele Fäden zusammen- und wieder auseinanderlaufen. Das macht sie zugleich unendlich wertvoll und schön, aber auch kompliziert. Angesichts der vielen Stränge, die in eine Familie hinein- und wieder herauslaufen, ist es eigentlich ein Wunder, dass dabei so vieles wie selbstverständlich funktioniert!
Man muss sich das einmal vor Augen halten: Familie ist der Ort, an dem Hemden für den Geschäftstermin gebügelt und neugeborene Kinder willkommen geheißen werden. Es werden Mathe-Hausaufgaben besprochen und Liebeskummer. Die Frage „Was gibt’s zum Abendbrot?“ muss genau so geklärt werden, wie die Frage „Welchen Berufsweg soll ich einschlagen?“. Der Tod geliebter Menschen wird hier verarbeitet und die Entscheidung getroffen, ob man bei einem Husten zum Kinderarzt gehen sollte. Die Paarbeziehung muss gepflegt und die Großeltern wollen wertgeschätzt werden. Der eine will zu neuen Abenteuern aufbrechen und der andere einfach nur nach Hause kommen und seine Ruhe haben. Man könnte diese Reihe ins Unendliche fortsetzen und bei jeder Familie würde sie natürlich anders aussehen.
Gebet für die Familie
Gott, ich danke dir für dieses Knäuel aus Hoffnungen und Sehnsüchten, Erwartungen und Aufgaben, Verzauberungen und Herausforderungen, Gewissheiten und Ängsten.
Ich danke dir für meine Familie.
Manchmal, wenn ein Augenblick zum Nachdenken bleibt, erahne ich, was du uns in all dem Drunter und Drüber lehren willst. Und wenn ich meine Lieben mit den Augen der Liebe anschaue, möchte ich sie dir anvertrauen.
Schreib Du ihren Namen in deine Hand.
Amen.
Dass bei so viel Dynamik und bei so vielen Interessen, Bedürfnissen und Erwartungen nicht immer alles glatt geht, ist leicht nachzuvollziehen. Wenn von der Schönheit und Größe der Familie gesprochen wird, dann heißt das eben nicht, dass die Familie automatisch ein Ort der Seligen wäre, an dem immerwährende Heiterkeit und Frohsinn herrschen. Die Familie ist – und darf das auch sein – ein Ort, an dem Konflikte ausgetragen und Interessen gegeneinander abgewogen werden müssen. Und Familie ist eine Gemeinschaft von Menschen, die endlich und fehlerbehaftet sind. Sie bleiben einander die versprochene Liebe, Zuneigung und Treue schuldig, sie verletzen einander. Familienglück stellt sich nicht von selbst ein, ist kein Selbstläufer. Deswegen ist Familie nicht immer eine leichte Sache. Es bedarf der Mühen, aber auch der Selbstkritik aller Beteiligten, damit sie dennoch Perspektiven hat.
Wie soll man das alles hinbekommen? An Gesellschaft und Politik richtet sich der dringende Appell, gute und familienfreundliche Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. „Es muss wieder öfter von den Stärken der Familie die Rede sein“, sagt Bischof Franz-Josef Bode. Sie seien gute Gründe für eine weitere Stärkung von Familien, zum Beispiel durch eine weitere Flexibilisierungen in der Arbeitswelt, eine Beseitigung des Armutsrisikos von Familien und durch den Schutz des Sonntags als Tag gemeinsamer Auszeit. Darüber hinaus hängt aber auch viel davon ab, ständig und immer wieder neu dranzubleiben. Familienbildungsangebote, Kommunikationskurse, Erziehungskurse, Elternbriefe und vieles mehr sind dabei eine tatsächliche Hilfe und Unterstützung.
Schlüsselworte für alle
Knoten können aufgehen oder reißen, verzichtbar sind sie deshalb aber keineswegs. Es hat seinen guten Grund, warum gerade jungen Menschen heute die Familie so wichtig ist, wie die Umfragen und Untersuchungen immer wieder zeigen. Vielleicht hilft es, sich für die Stärkung der Stabilität dieser besonderen Beziehungen auf einen Tipp von Papst Franziskus zu besinnen: „Erinnern wir uns an die drei Schlüsselworte, um in der Familie in Frieden und Freude zu leben: ‚Darf ich?‘, ‚Danke!‘, ‚Entschuldige!‘. Wenn man in einer Familie nicht aufdringlich ist und ‚Darf ich?‘ fragt, wenn man in einer Familie nicht egoistisch ist und lernt, ‚Danke!‘ zu sagen, und wenn in einer Familie einer merkt, dass er etwas Hässliches getan hat, und es versteht, ‚Entschuldige!‘ zu sagen, dann herrschen in jener Familie Frieden und Freude. Erinnern wir uns immer an diese drei Worte.“