König der Welt
Da ging Pilatus wieder in das Prätorium hinein, ließ Jesus rufen und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
Johannes 18,33b-37
In unsicheren Zeiten wünschen sich viele einen starken Mann. Jemanden, der die Probleme anpackt, der Sicherheit verspricht, und dass alles besser wird. Mit genau solchen Versprechen ist Donald Trump in den USA angetreten – auch andere Politiker versuchen mit markigen Wahlversprechen diese Sehnsucht der Menschen zu bedienen. Trump generiert sich als der starke Mann, als der „König der Welt“, der die USA retten kann. Um sein Selbstbild zu untermauern, hat er im Oval Office zu Beginn seiner Präsidentschaft erst einmal goldene Vorhänge aufhängen lassen. Die politischen Mittel seine Versprechen einzulösen sind fragwürdig.
Starke Männer und Frauen, die auf alles eine Antwort haben, die Lösungen für all unsere Probleme versprechen und die sich mit einer goldene Aura umgeben, machen mir hingegen eher Angst. Vielleicht, weil sie meist nicht einhalten, was sie versprechen. Vielleicht, weil ihre „Lösungen“ die Welt nicht besser machen, sondern es oft nur viel schlimmer gemacht haben … Da braucht es nur ein Blick in die letzten Jahrhunderte.
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Und so bin ich froh, dass Jesus sich nicht als ein solcher Herrscher aufspielt. Er ist vielmehr ein „verstörender König“, der nicht in einem herrlichen Palast wohnt, sondern in einem Stall geboren wurde; der nicht auf einem goldenen Thron sitzt, sondern in der Welt und mit den Menschen unterwegs ist; der nicht alles in der Hand hat, sondern sich ans Kreuz nageln ließ. Er ist mir viel näher als alle starken Männer der Welt. Ihm, der das Leben kennt und Schmerzen selbst erlebt hat, kann ich mich viel besser antrauen als den „Königen der Welt“, die auf alles eine Antwort haben. Ihm trau‘ ich zu, dass die Welt mit ihm als König ein ganzes Stück besser wird. „Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit.“
Bernd Overhoff, Pastoralreferent