Lasst euch nicht erschrecken

PC und Smartphone
Bild: unsplash.com, Austin Distel

Als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleibt, der nicht niedergerissen wird. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll? Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort.

Lukas 21,5-9

Wenn es nach den zahlreichen Verschwörungstheorien geht, die in den (un)sozialen Medien verbreitet werden, hat es die Mondlandung nie gegeben. Das Attentat vom 11. September 2001 auf die Twin Towers in New York ist nicht von Osama Bin Laden sondern von US-Regierungsmitarbeitern und Geheimdienstlern geplant worden. Der Klimawandel und die Corona-Pandemie sind reine Fake-News.

Auch wenn vieles, was sich unter den Alu-Hüten tut, einfach nur zum Kopfschütteln ist: Ihr Gedankengut ist alles andere als harmlos. So ist der Antisemitismus nichts anderes als die vielleicht niederträchtigste und gefährlichste Verschwörungstheorie. Die falschen Propheten, die Menschen durch Angst beherrschen, zu Sündenböcken machen oder gar vernichten wollen, sind seit Menschengedenken aktiv. Heutzutage haben sie durch die digitalen Medien neue Plattformen für ihre kruden Theorien gefunden. Wie aktuell sind da die Worte Jesu: „Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Lauft ihnen nicht nach! Lasst euch nicht erschrecken.“

Hintergrund der Jesus-Worte sind besorgte Anfragen der frühen Christen angesichts einer historischen Katastrophe. Lukas schreibt sein Evangelium im Wissen um die Tragödie des jüdischen Volkes aus dem Jahr 70 nach Christus: Die Römer zerstören den Tempel – das religiöse Zentrum des Judentums. Auch die Urgemeinde der Christen dürfte regelmäßig den Tempel besucht und die Erschütterung über dessen Zerstörung geteilt haben. In dieser Krise stellte sich für die christlichen wie für die nichtchristlichen Juden die Frage, wie es überhaupt weitergehen kann. Ist das das Ende?

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Lukas beruhigt: Vorzeichen sind es – vielleicht, aber das Ende kommt noch nicht sofort. Überhaupt sollen die Christen sich von allem, was passiert, nicht irritieren und beunruhigen lassen, sondern in der Gemeinschaft und im Glauben an Jesus zusammen stehen. Die Botschaft des Evangelisten lautet: So schrecklich die Ereignisse auch sind, Gott bewahrt euch in allem Leid. „Lasst euch nicht erschrecken!“

Viele Menschen können auch in unseren Tagen die Nachrichten nicht mehr ertragen, ja nicht einmal mehr hören: Klimakrise, Krieg gegen die Ukraine und gegen die Werte der westlichen Welt, Zunahme autoritativer Regime und rechtsextremer Parteien, Skandale und Vertrauensverlust der Kirchen, Sorgen um das persönliche Wohlergehen in Zeiten von Inflation und Energieproblemen, Spaltungen in den Familien durch die Einflüsterungen falscher Propheten … Alles scheint wegzubrechen. Gerade jetzt und heute gilt: „Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Lauft ihnen nicht nach! Lasst euch nicht erschrecken.“

Diakon Gerrit Schulte

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