Lebendige Krippe zu Weihnachten
Am Schönsten ist es, wenn der Esel einfach keine Lust hat, nach Bethlehem zu gehen und Maria und Josef allein weiterziehen müssen. Oder wenn das Jesuskind in der Krippe weint und mit einem Schnuller ruhig gestellt werden muss, den es vor 2000 Jahren sicher noch nicht gegeben hat … Dann gibt es schon mal Gelächter im Publikum und die feierlich-gespannte Stimmung wird zu einer festlich-fröhlichen. Aber so etwas passiert nun einmal, wenn bei einem Krippenspiel alle Teilnehmer echt sind! Wie in der lebendigen Krippe der Kirchengemeinde St. Josef im Vosseberg.
Seit rund 25 Jahren gibt es das Krippenspiel dort jetzt schon. Angefangen hat alles mit Pastor Gerrit Weusthof, der damals zu den Weihnachtsgottesdiensten zunächst ein Standbild vor der Kirche organisierte: Maria, Josef, das Christuskind und ein paar Tiere. Aus dem Standbild wurde schon nach etwa drei Jahren ein Krippenspiel, an dem sich in den folgenden Jahren immer mehr Menschen beteiligten – heute sind in den fünf Vorstellungen an den Weihnachtstagen zwischen 60 und 80 Personen jeden Alters aktiv! Hinzu kommen noch Helfer für die Organisation, den Zeltaufbau und fürs Kakao kochen. „Es ist wirklich toll, wie sich die Leute engagieren und auch am Heilig Abend um 18 Uhr noch mitspielen, selbst wenn sich dadurch die Bescherung bei ihnen zuhause nach hinten verschiebt“, freut sich Gemeindereferentin Andrea Merz. Gemeinsam mit einem Team aus der Gemeinde organisiert sie das jährliche Krippenspiel nun schon seit zwölf Jahren: „Man merkt einfach, dass den Leuten das wichtig ist!“ Für viele sei das Krippenspiel sogar ein Ersatz für die Weihnachtsmesse: „Deswegen legen wir auch so viel Wert darauf, dass das Krippenspiel nicht einfach ein schönes Theaterstück ist, sondern eine Geschichte mit Botschaft – wenn die Leute heimgehen, sollen sie etwas mitnehmen“, erläutert Merz weiter.
Die Botschaft vom Frieden
Dass das funktioniert, das sieht sie an den jährlich steigenden Besucherzahlen: rund 500 Besucher passen pro Vorstellung in das Zelt hinter der Kirche, und so viele kommen auch! Andrea Merz findet es toll, wie die Leute mitfiebern: „Manche warten eine Stunde vor dem Zelt, um die nächste Vorstellung mitzubekommen und egal, wie viele Leute da sind: Bei der entscheidenden Szene, wenn das Jesuskind in der Krippe liegt und sich alle drum herum versammeln – Engel, Hirten und Tiere – kehrt immer eine andächtige Stille ein. Man merkt, dass das die Leute auch heute noch beeindruckt.“
„Begegnung suchen“ – unter dieses Motto hat die Gemeinde ihre Arbeit für das Kirchenjahr gestellt, das am 1. Advent begonnen hat. Auch im Krippenspiel soll der Fokus deswegen in diesem Jahr auf dem Thema „Begegnung“ liegen. „Heute gehen wir viel zu oft einfach aneinander vorbei, ohne einander wirklich zu begegnen, aber niemand ist zufällig auf dieser Welt“, erläutert Andrea Merzen, „Gott hat jedem Menschen etwas Besonderes gegeben und wir wollen versuchen, in der echten Begegnung dieses Besondere zu finden.“ Zum Beispiel in Marias Begegnung mit dem Engel der Verkündigung oder in der Begegnung von Maria und Josef mit den Wirten der voll belegten Herbergen. „Wir hoffen aber auch, dass diese Botschaft über das Krippenspiel hinaus Wirksamkeit hat: Wenn wir hier in Papenburg mit Flüchtlingen umgehen zum Beispiel – das sind ja auch Begegnungen, die spannend und bereichernd sein können!“
Zum ersten Mal können Besucher in St. Josef nach Gottesdienst und Krippenspiel deswegen auch das Friedenslicht aus Bethlehem mit nach Hause nehmen. Das Licht wird jedes Jahr von Bethlehem aus auf der ganzen Welt verteilt – in vielen kleinen Begegnungen zwischen Menschen, die so symbolisch den Frieden in die Welt bringen. Genau wie in der Botschaft von Weihnachten: „Jeder Stiefel, der dröhnend daherstampft, jeder Mantel, der mit Blut befleckt ist, wird verbrannt, wird ein Fraß des Feuers. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende.“ (Jesaja 9,4-6)