Lebendiges Wasser
Jesus war müde von der Reise und setzte sich daher an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. Da kam eine samaritische Frau, um Wasser zu schöpfen. Jesus sagte zu ihr: Gib mir zu trinken! Die samaritische Frau sagte zu ihm: Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten? Die Juden verkehren nämlich nicht mit den Samaritern. Jesus antwortete ihr: Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht und wer es ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben. Sie sagte zu ihm: Herr, du hast kein Schöpfgefäß, und der Brunnen ist tief; woher hast du also das lebendige Wasser? Jesus antwortete ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt. Da sagte die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher kommen muss, um Wasser zu schöpfen.
Johannes 4, 5-15
Wer nicht mit den anderen Frauen in der kühlen Dämmerung Wasser holt, sondern alleine in der Mittagshitze zum Brunnen muss, ist ausgegrenzt, Außenseiterin. Aus Jesu Bitte an die Samariterin lese ich mindestens drei Botschaften heraus: 1. „Hallo Du, ich nehme Dich wahr, ich mag Kontakt mit Dir – auch wenn sich das angeblich nicht schickt.“ – 2. „Ich bin durstig. Ich gestehe ein, dass ich bedürftig bin, Hilfe brauche.“ – 3. „Du hast etwas zu geben. Ich traue Dir etwas zu.“ Und in der Begegnung mit Jesus merkt und zeigt auch die Frau ihre Bedürftigkeit und bittet ihn um das Wasser, das ihren Lebensdurst zu stillen vermag.
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Wo Menschen einander begegnen wollen, ihre Bedürftigkeit zeigen und einander zutrauen, etwas geben zu können, da kann es in die Tiefe gehen, da geht Sehnsucht in Erfüllung. Natürlich braucht unser Körper Wasser, H2O. Zugleich hat unsere Seele eine Sehnsucht, die tiefer reicht, einen Durst nach lebendigem Wasser, mit 3H: „Hilfe, Herz und Hoffnung“ – praktische Unterstützung, menschliche Zuwendung und Vertrauen in eine Zukunft, die wir nicht in der Hand haben; Vertrauen auf einen Gott, der uns in seinen Händen hält.
Lasst uns einander Brunnen sein, ohne auszutrocknen – und achten wir dazu auf einen guten Zugang zu unseren Quellen. Vielleicht ja ein Anliegen besonders in der Fastenzeit?
Martin Splett, Seelsorger in der Magdalenenklinik