Die Lübecker Märtyrer im Bistum Osnabrück

Kerzen
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Am 10. November 1943 wurden im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis vier Männer hingerichtet. Im Abstand von jeweils nur drei Minuten starben die katholischen Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Der nationalsozialistische Volksgerichtshof hatte die Männer im Sommer 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feindsendern“ zum Tode verurteilt.

Die Lübecker Märtyrer, Bild: luebeckermaertyrer.de
Die Lübecker Märtyrer: Hermann Lange (oben links), Eduard Müller (oben rechts), Karl Friedrich Stellbrink (unten links) und (unten rechts) Johannes Prassek (Bild: luebeckermaertyrer.de)

Mehr und mehr hatten die vier Männer, die später als „Lübecker Märtyrer“ bekant wurden, den unauflösbaren Widerspruch zwischen dem christlichen Glauben und der rassistischen, atheistischen Weltanschauung der Nationalsozialisten erkannt. Sie konnten und wollten nicht länger darüber schweigen und haben sich ein eigenes Urteil nicht verbieten lassen. Trotz ihrer unterschiedlichen Konfessionen wurden die vier Geistlichen gemeinsam aktiv, protestierten gegen das Regime und verteilten Flugblätter mit den Schriften des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen. Der hatte im Juli und August 1941 drei mutige Predigten gegen die Aktion zur Vernichtung „unwerten Lebens“ gehalten, gegen die Ermordung unschuldiger und kranker Menschen. Als die vier Lübecker Märtyrer schließlich verhaftet wuren und auch in ihrer Zeit im Gefängnis hielten Sie an ihrer regimekritischen Einstellung fest.

„Wer sterben kann, wer will den zwingen?“ schrieb Johannes Prassek in das Neue Testament, das ihn während seiner Zeit in Haft begleitete und ihm immer wieder Mut gab. „Bis zuletzt lebten er und seine Mitbrüder aus der Kraft des Wortes Gottes“, sagt Bischof Franz-Josef Bode. „Darin erkannten sie den Willen Gottes für ihren Weg. Dadurch verloren sie das Ziel nicht aus den Augen: das ewige Leben.“ Heute wird Prasseks Neues Testament in Osnabrück aufbewahrt, denn die Lübecker Kapläne gehören zum Bistum Osnabrück, genau so wie zum Erzbistum Hamburg, auf dessen Gebiet Lübeck heute liegt. Zu Lebzeiten der Kapläne war Lübeck allerdings noch Teil des Bistums Osnabrück – die Kapläne wurden im Osnabrücker Priesterseminar ausgebildet.

Sonderbriefmarke Lübecker Märtyrer
Zum 75. Jahrestag der Hinrichtung der Lübecker Märtyrer hat die Deutsche Post 2018 eine Sonder-Briefmarke herausgegeben. Bild: Deutsche Post

Am 25. Juni 2011 wurden die drei katholischen Priester und Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek in einem feierlichen Gottesdienst in Lübeck seliggesprochen. Auch Pastor Karl Friedrich Stellbrink wurde ehrend gedacht.

Im Bistum Osnabrück gibt es viele Orte, die an das mutige Zeugnis der Lübecker Märtyrer erinnern. Die Pfarrkirche in Spelle zum Beispiel hat ein Kirchenfenster des Lünner Künstlers Volker Vismann, das die vier Männer zeigt. Das Gemeindezentrum der Osnabrücker Christus-König-Gemeinde heißt „Johannes-Prassek-Haus“. Die St.-Antonius-Abt-Kirche in Wietmarschen-Lohne war ein Einsatzort Hermann Langes – 1939 nach seiner Priesterweihe. Ein Denkmal auf dem Dorfplatz soll an ihn erinnern. Inzwischen hat sich auf Anregung von Bischof Franz-Josef Bode auch ein diözesaner Freundeskreis gegründet, der die Erinnerung an die Lübecker Märtyrer wach hält und regelmäßige Newsletter zum Thema herausgibt.

Weitere Infos

Zum 75. Jahrestag der Hinrichtung der Lübecker Märtyrer ist 2018 ein Buch mit einer umfangreichen Übersicht der Gedenkorte im Bistum Osnabrück erschienen. Es heißt: „Bekenner in der Schreckenszeit: Das Gedenken der Lübecker Märtyrer im Bistum Osnabrück“. Die regionalen Gedenkorte werden in eindrucksvollen Bildern und mit einfühlsamen, geistlichen Interpretationen erschlossen. Außerdem finden sich hier lesenswerte Grundlagentexte zu Biographie und Profil der drei Kapläne sowie zur „Ökumene der Märtyrer“ als Hoffnungszeichen in unserer Zeit.