Mehr wissen über Schöpfung

Mehr wissen über Schöpfung

Claudia Niemann hat am ersten Zertifikatskurs Schöpfungskompetenz der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Osnabrück teilgenommen. Seitdem hat sich einiges in ihrem Leben verändert. Schon vor Kursbeginn hat sich die Erzieherin und Sozialpädagogin viel mit ökologischen Themen befasst, Fachartikel gelesen und recherchiert. „Dabei fehlte mir aber oft der rote Faden und ich sprang von einem Thema zum anderen“, erinnert sie sich.

Als sie den Kurs Schöpfungskompetenz der Katholischen Erwachsenenbildung entdeckte, war sie sofort Feuer und Flamme. In der Elternzeit mit ihrem zweiten Kind nahm sie sich die Zeit, sich intensiv und strukturiert mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen. Im Herbst 2019 ging es los. In einer Reihe von Vorträgen und Tagesseminaren sollten die Kursteilnehmer dazu befähigt werden, für die Bewahrung der Schöpfung einzustehen und ihr Wissen an andere weiterzugeben.

Alltag auf dem Prüfstand

Auf dem Seminarplan standen Vorträge über Energieeffizienz und Artenvielfalt, Müllvermeidung, Mobilität ohne Auto, nachhaltige Lebensmittelproduktion und anderes mehr. Besichtigungen des CSA-Hofs Pente und des Osnabrücker Unverpackt-Ladens TARA waren angesetzt. Vor allem aber sollten die Teilnehmer eigene Projekte entwickeln und davon berichten. Viele planten Projekte für ihre Kirchengemeinden oder auch die Schulen, in denen sie als Lehrkräfte tätig sind.

Claudia Niemann
Claudia Niemann weiß jetzt viel mehr über ökologische Zusammenhänge. Bild: Regine Hoffmeister

Claudia Niemann war aus rein privatem Interesse dabei. Sie stellte in ihrem „Do it yourself“-Projekt ihren persönlichen Alltag auf den Prüfstand. „Was sind eigentlich meine größten Umweltsünden?“, fragte sie sich. Zu Beispiel viel zu viele unnötige Autofahrten, denkt sie und führte eine Zeit lang Buch über ihre Fahrten: Von durchschnittlich 17 pro Woche wollte sie auf elf oder zwölf kommen, im zweiten Schritt auf höchstens acht. „An unserem Wohnort haben wir zum Glück kurze Wege zur Kindertagesstätte oder auch zum Einkaufen“, sagt sie. Es gehe da vor allem um die Überwindung des „inneren Schweinehunds“, um auf das Auto zu verzichten und zu Fuß zu gehen.

Das neu erworbene Wissen um die ökologischen Zusammenhänge und der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern motivierten die junge Mutter, dranzubleiben und weitere Maßnahmen umzusetzen: So möchte sie sich zukünftig komplett vegetarisch ernähren. „Fleischkonsum ist im Hinblick auf den Klimawandel mit das Schlimmste, was man machen kann. Schlimmer noch als Autofahren“, sagt sie. Der Verzicht fällt ihr nicht schwer, denn auch vorher hat sie nie viel Fleisch gegessen. Jetzt zieht sie ihre ganze Familie mit. Nur für ihre beiden Kinder gibt es ungefähr einmal in der Woche ein Gericht mit Fleisch: „Die beiden stecken ja noch in der Entwicklung, und da soll ihnen nichts fehlen.“

Weitere Infos

Müllvermeidung ist das dritte große Projekt, das Niemann sich vorgenommen hat. „Es reichen schon ganz wenige Kniffe, um enorm viel Müll einzusparen“, erklärt sie. Ihr Restmüll habe sich um mehr als die Hälfte reduziert, seitdem sie etwa mit der mitgebrachten Butterbrotdose an der Käsetheke oder mit dem eigenen Stoffbeutel beim Bäcker einkaufen gehe. „Das wird zum Glück mehr und mehr normal, und man erntet nicht mehr diese genervten ‚Schon-wieder-so-eine-Ökotante‘-Blicke wie früher.“ Milch und Joghurt kaufe sie in Pfandflaschen. Frischhalte- oder Aluminiumfolie benutze sie gar nicht mehr. Für Backpapier und Kaffeefilter habe sie wiederverwendbare Lösungen gefunden.

Veränderungen Schritt für Schritt

Was ihr vor dem Schöpfungskompetenz-Kurs zu zeitaufwendig und kompliziert erschien, wird zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Sie setzt sich machbare Ziele und ist häufig überrascht, dass die Umsetzung leichter ist als gedacht. „Ich hätte mir zum Beispiel nie vorstellen können, Stoffwindeln für meine Kinder zu benutzen“, erklärt sie. Zu Jahresanfang nimmt sie sich vor, ihre kleine Tochter zumindest einmal am Tag mit waschbaren Windeln zu wickeln. „Jetzt bin ich schon bei etwa dreimal am Tag.“

Mehr selber machen, etwa Marmelade kochen oder Pesto zubereiten, vielleicht auch selbst etwas anpflanzen und weniger kaufen, seien ihre nächsten Ziele, sobald sich die anderen Veränderungen in ihrer Familie weiter eingespielt haben. Dann will sie zum Beispiel auch an ihrem Arbeitsplatz Veränderungen anregen …