Mit dem heiligen Geist durch den Alltag – Firmung neu gedacht

Die Friedenstaube von Mika Springwald im Dom.
Die Taube gilt als Symbol für den Heiligen Geist, der bei der Firmung eine große Rolle spielt Bild: OEKT, Angela von Brill

Kekse, Stuhlkreis, Arbeitsblätter, Gemeindehaus – für viele war das jahrelang die typische Firmvorbereitung. Doch was passiert, wenn das nicht mehr zieht? Wenn Jugendliche andere Fragen stellen, weniger Zeit haben und sich nach echter Relevanz sehnen? In den Dekanaten Osnabrück Nord und Süd werden neue Wege gegangen: raus aus alten Mustern, hin zu Formaten, die wirklich ankommen – mitten im Alltag, mitten im Leben. 

Edda Seelhöfer, Dekanatsjugendreferentin Dekanat Osnabrück Süd

Aber was bedeutet es denn überhaupt sich heute firmen zu lassen? „Für die Jugendlichen selbst bedeutet Firmung ganz Unterschiedliches“, erklärt Edda Seelhöfer, Dekanatsjugendreferentin im Dekanat Osnabrück Süd. „Manche erleben es als bewusste Stärkung ihres Glaubens, andere nehmen teil, weil es Familie oder Umfeld so erwarten.“ Doch unabhängig vom individuellen Zugang bietet die Vorbereitung den jungen Menschen die Chance, sich mit persönlichen und spirituellen Fragen auseinanderzusetzen, z.B. „Wer bin ich?”, „Was gibt mir Halt?”, „Was ist mir wichtig?”.  

Maria Springwald, Referentin für Firmkatechese im Dekanat Osnabrück Nord

Maria Springwald, Referentin für Firmkatechese im Dekanat Osnabrück Nord, betont: „Die Firmung ist ein Sakrament, für das ich mich ganz bewusst entscheide. Es geht um Stärkung – in der eigenen Glaubensidentität und für das Leben.“  

In der Vergangenheit haben viele Gemeinden bereits gute Räume für Auseinandersetzung mit den obengenannten Themen geschaffen. Heute geht es zunehmend darum, diese Räume aufgrund der sich wandelnden Lebenswirklichkeit und Realität neu zu gestalten – flexibel, vielfältig und offen.  

Neues Konzept im Norden

Im Dekanat Osnabrück Nord liegt bereits ein neues Konzept zur Firmvorbereitung vor. Für Springwald steht eine klare Erkenntnis im Zentrum: „Wir verabschieden uns vom Anspruch, möglichst alle Jugendlichen eines Jahrgangs zu erreichen.“ Stattdessen erinnert sie an den biblischen Auftrag:

Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium.

Matthäus 28, 19

Firmung ist keine Frage des Alters

Die Entscheidung zur Firmung ist etwas sehr Persönliches – und der richtige Zeitpunkt dafür kann ganz unterschiedlich sein. Sie wurden aus verschiedenen Gründen als junger Mensch nicht gefirmt oder setzen sich jetzt erst intensiver mit dem Glauben auseinander? Die Firmung ist auch im Erwachsenenalter jederzeit möglich! Die Vorbereitung wird individuell auf Ihre Fragen und Ihren Lebensweg abgestimmt. Oft findet sie in Einzelgesprächen oder kleinen Gruppen statt, in denen Raum für Austausch und Begleitung geschaffen wird. Wenden Sie sich bei Interesse gerne an Ihre Gemeinde vor Ort.

Für sie bedeutet das nicht, eine flächendeckende Teilnahme sicherzustellen, sondern Angebote zu schaffen, die wirklich bei den Jugendlichen ankommen und die Räume geben für Gottesbegegnung und persönliche Entscheidungen. 
Ein wichtiger Bestandteil ist dabei die zeitliche Flexibilität. Firmfeiern sollen künftig über das Jahr verteilt stattfinden, so dass Jugendliche selbst wählen können, wann und wo sie sich firmen lassen möchten – passend zu ihrem eigenen Weg und den Angeboten, die sie wahrgenommen haben.
Das bedeutet auch, dass Jugendliche zum Beispiel bereits gefirmt werden können und sich im Anschluss – in ihrem Tempo – mit Glaubensfragen auseinandersetzen. Die Katechese, also die Vorbereitung auf die Firmung, soll modular aufgebaut sein: verschiedene Themen, Methoden, Begleitformate. So können die Jugendlichen auswählen, was zu ihrer Lebenssituation und ihren Fragen passt.   

Auf dem Weg im Süden

Im Dekanat Osnabrück Süd ist die Firmvorbereitung aktuell im Wandel. Ein fertiges Konzept gibt es noch nicht – aber der Weg dorthin ist eingeschlagen. Den Anstoß gegeben haben Edda Seelhöfer und Michelle van de Walle, ebenfalls Dekanatsjugendreferentin in Osnabrück Süd.  

Weitere Infos

  • Hier erfahren Sie, was das Sakrament Firmung bedeutet.
  • Ein Interview zum Thema mit Weihbischof Johannes Wübbe können Sie hier lesen.
  • Geschenkideen zur Firmung finden Sie hier.

Ausgangspunkt war auch hier der Wunsch nach einem neuen Konzept, welches die Jugendlichen und ihre Lebensrealität in den Blick nimmt. Zudem waren die zunehmenden personellen Herausforderungen ausschlaggebend: „Es wurde deutlich, dass wir in der bisherigen Form an Grenzen stoßen – sowohl was die Begleitung der Jugendlichen betrifft als auch in der Organisation vor Ort.“ 

Aus Gesprächen in der Jugendpastoralkonferenz entwickelte sich die Idee, neue Strukturen zu schaffen. Ein erster Schritt ist eine Internetseite, die grundlegende Inhalte zur Firmung bereitstellt: Texte, Impulse, Videos. Diese können sowohl von interessierten Menschen als auch von Gemeinden flexibel genutzt und individuell in die Firmvorbereitung eingebunden werden. 
Ziel ist es, im Laufe des Jahres ein Dekanatskonzept zu entwickeln, das lokale Strukturen unterstützt, aber nicht ersetzt. Seelhöfer betont: „Die Gemeinden sollen weiterhin eigene Wege gehen können – das neue Konzept soll eine zusätzliche Option sein, vor allem für Orte, die personell am Limit sind.“  

Gemeinsam unterwegs

Was beide Konzepte vereint: die Orientierung an der Lebenswelt der Jugendlichen und der ehrliche Blick auf die Realität. Es geht nicht darum, alles neu zu erfinden – wohl aber darum, bekannte Formen weiterzudenken. Springwald bringt es augenzwinkernd auf den Punkt: „Natürlich können die Firmjugendlichen die ganze Zeit Rosenkränze knüpfen. Vielleicht ist es aber auch mal cool, Rosenkränze als Graffiti zu sprayen. Oder beim Kanu fahren oder Bogenschießen über mein Gottesbild nachzudenken und darüber ins Gespräch zu kommen.“ Denn die Heilige Geistkraft, so ihre Überzeugung, wirkt nicht nur im Kirchenraum oder im Gemeindehaus, sondern eben mitten im Alltag.