Mitgefangen – mitgegangen

Fischernetz
Bild: unsplash.com, Fredrik Ohlander

Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihre Netze auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sogleich rief er sie und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach.

Markus 1,14-20, Einheitsübersetzung 2016

„Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“

Immer wenn ich über die ersten Berufungsgeschichten stolpere, sind sie mir etwas suspekt. Gerade hier im Markusevangelium hat Jesus kaum etwas gesagt, noch weniger gemacht, und trotzdem lassen die Berufenen alles stehen und liegen, inklusive ihrer Familien. Die Macht, die Jesus über die Menschen hier zu haben scheint, finde ich geradezu unheimlich. Und dann noch die Aufgabe, die den Jüngern zugedacht ist: Menschenfischer werden. Das Bild des Fischers ist ja nicht gerade positiv für die Fische. Möchte ich Menschen wie Fische fangen? Nicht wirklich.

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Wie gut, dass ich schon weiß, wie es mit Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen weitergeht. Jesus ist eben kein Nepper, Schlepper oder Bauernfänger, der die Menschen von sich abhängig macht und ihnen etwas Überflüssiges oder Unnützes andreht. Sondern er will die Menschen zu mehr Freiheit, mehr Leben führen. Deshalb hat es von ihm aus auch keine negativen Konsequenzen, wenn sich Menschen, die ihm eine Weile folgen, dann wieder ihrer Wege trollen. Jesus bietet sich und seine Botschaft an, aber jeder muss selber entscheiden, was er damit macht. Da kann ich riskieren, auch etwas unbedarft und ohne dreifache Absicherung meinem Instinkt zu folgen und mich vom ersten Eindruck überzeugen zu lassen.

Und Menschenfischer werden? Das lässt sich dann vielleicht auch so verstehen: Jesus vermittelt seinen ersten Jüngern, die ja Fischer sind, dass das, was sie in seiner Nachfolge tun sollen, gar nicht so anders ist als das, was sie bisher gemacht haben. Nachfolge Jesu ist machbar, zu schaffen, keine Überforderung. Ich kann mit dem, was ich bisher gemacht und gelebt habe, anknüpfen.

Also noch ein Grund, sich einfangen zu lassen, hängen zu bleiben und einfach Jesus nachzufolgen. Beispielsweise dadurch, sich weniger wichtig zu nehmen und mit viel Herz anderen zu begegnen. Oder woran können Sie hängen bleiben?

Inga Schmitt, Pastoralreferentin