Papst und Popcorn
Wer den Papst sehen mag, sollte jetzt ins Kino gehen! Unter dem – zugegeben etwas bemühten – Titel „Ein Mann seines Wortes“ zeigt der Altmeister Wim Wenders ein Porträt von Papst Franziskus. Dabei kommt man dem freundlichen, charismatischen Mann erstaunlich nahe. Man sitzt ihm in langen ruhigen Einstellungen quasi gegenüber und hört einfach zu. Es geht nicht um kircheninterne Querelen, sondern um den politisch unerschrockenen Einsatz des Papstes.
Die große Sorge um „Mutter Erde“ kommt nur zur Sprache – und wirkmächtig ins Bild, ebenso wie geschundene und flüchtende Menschen. Kleiner Wehmutstropfen für mich als Hl. Franziskus-Kennerin: In Schwarzweißszenen wird der Namenspatron des Papstes als ein Bilderbuch-Heiliger präsentiert, mit wackeliger Handkamera, zu klischeehaft, um irgendeine Botschaft zu transportieren. Ein Franziskanerpater, der im Kino neben mir saß, sagte beherzt: „Da hätte Wim Wenders mal lieber uns gezeigt!“
Über die Autorin
Martina Kreidler-Kos ist zuständig für die Ehe- und Familienseelsorge. Natürlich liegen ihr diese Themen besonders am Herzen – aber nicht nur. Sie hat im Alltag ein wachsames Auge. Denn dort trifft sie auf große Dinge oder nur scheinbar kleine Nebensächlichkeiten.
Bei der Vorpremiere des Films am 7. Juni in Osnabrück wurde unser Generalvikar gefragt, welche Szene ihm besonders in Erinnerung geblieben sei. Er greift eine Momentaufnahme heraus in einem Krankenhaus in Burkina Faso: Der Papst kommt bei einem schwerkranken Mann auf der ihm abgewandten Seite zu stehen und schlängelt sich kurzerhand um das Bett herum, um dem Kranken ins Gesicht sehen zu können. Meine Lieblingsszene hat eine ähnliche Pointe: Der Papst durchfährt ein Spalier unzähliger jubelnder Menschen in seinem Heimatkontinent. Plötzlich lässt er anhalten. Er hat in der Menge eine alte Ordensfrau entdeckt, die er aus früheren Jahren kennt. Die Abperrung wird geöffnet, er nimmt sie in den Arm, die beiden plaudern. Diese Aufmerksamkeit und dieser Adlerblick für den einzelnen Menschen sind umwerfend!
Ich mag die wache Art, wie der Papst die Welt sieht und sich einsetzt. Und ich mag die schlichte Art, wie er von Gott spricht. Lachend sagt er: „Niemals bekehren!“ – eine Bemerkung, die im Zusammenhang mit interreligiösem Dialog fällt. Sie gilt für mich genauso für die so viel zitierte Sprachfähigkeit im christlichen Glauben, die es (wieder) zu gewinnen gilt. Der Papst macht sie vor, leise, beherzt und fröhlich: Gott ist da und braucht Worte. Aber keine einzige Phrase.