Pass gut auf deine Lieben auf!

Sonnenschirme
Bild: unsplash.com, 30daysreplay Social Media Marketing

Ein Mann ging von Jerusalem nach Jéricho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samaríter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denáre hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

Lukas 10,30-35

 

Als ich im Evangelium zum Sonntag wie schon oft zuvor die Geschichte vom barmherzigen Samariter hörte, kam mir sofort eine ganz andere traurige Geschichte in den Sinn. Ich weiß nicht, warum, aber ich musste sofort an eine tragische Geschichte denken, die im Mai/Juni durch die sozialen Medien ging: Ein Vater erzählte, wie sein einjähriger Sohn bei einer Familienfeier tödlich verunglückte. Der Kleine war zu den Nachbarn gelaufen und dort im Teich ertrunken. Bei ihm zuhause feierten 20 Gäste seine Taufe. Sein Vater war nur ein paar Minuten weg, um die Tauftorte aus der Küche zu holen. Er dachte, bei so vielen Erwachsenen könne er beruhigt kurz gehen, denn irgendjemand ist ja immer in der Nähe und hat das Kind im Blick. Aber diese Annahme führte schon des Öfteren zu tragischen Unglücksfällen auf größeren Familienfeiern. In einem sehr bewegenden Video hat der Vater die Geschichte seines Sohn erzählt und von dem Paradox berichtet, dass viele Menschen nicht große Sicherheit bedeuten. Gerade wenn viele Erwachsene beieinander sind, vermuten viele, dass schon jemand anderes aufpasst.

Warum mir diese Geschichte gleich wieder in den Sinn kam, als ich vom barmherzigen Samariter gelesen habe, weiß ich nicht genau. Eigentlich haben die beiden Geschichten ja nichts miteinander zu tun …

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Ich kann noch immer nicht sagen, warum meine Gedanken diese Verbindung hergestellt und die Erinnerung an die Geschichte hervorgerufen haben. Vielleicht, weil solche „Geschichten“ wichtig sind für die Gesellschaft: Damals der barmherzige Samariter, der den Leuten vermitteln wollte, dass jede*r helfen muss, egal, wer da Hilfe braucht. Und die Geschichte des Vaters, um vor der falsch angenommenen Sicherheit bei großen Festen zu warnen. Darum hat der Vater diese für ihn so schmerzliche Geschichte öffentlich erzählt. Und weiter hat er dazu aufgefordert, bekannte Gefahren, wie den Teich der Nachbarn, sofort zu beseitigen oder abzusichern und nicht davon auszugehen, dass ja immer jemand das Kind im Blick hat und deshalb nichts passieren kann.

Ich finde es sehr mutig und bemerkenswert, dass der Vater diese Geschichte öffentlich gemacht hat. Ich bin ihm dankbar dafür, weil er so hoffentlich künftiges Leid verhindern kann. Und vielleicht hilft es ja auch, wenn ich hier heute nochmal von dieser Geschichte erzählt habe …

Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Sommer- und Ferienzeit. Aber passen Sie gut auf sich und Ihre Lieben auf!

Pastoralreferentin Eva Schumacher