Probierhasen gesucht!

Hase mit Möhre
Bild: AdobeStock.com, Ivonne Wierink

Neben vielen existentiellen Herausforderungen wurden in den vergangenen Wochen und Monaten ja auch manche Alltagsfragen ganz neu wichtig: Wann gibt es im Drogerie-Markt wieder Toilettenpapier? Wie funktioniert eigentlich eine Video-Konferenz? Wie backt man Kuchen, wenn es kein Mehl und keine Hefe gibt? Und auch: Was essen wir heute?

Denn von heute auf morgen waren Familien plötzlich gemeinsam zu Hause – home-office, geschlossene Schulen und Kitas, Kontaktbeschränkung … und damit auch kein Mittagessen in Schule, Kita, Mensa, Kantine, Restaurant …

Also: Was essen wir heute?

Und plötzlich wurden viele ziemlich kreativ. Man hatte ja ein bisschen mehr Zeit und konnte auch mal was ausprobieren. Die Statistik einer Internet-Plattform zum Thema Kochen sagt, dass das am meisten gefragteste Rezept in dieser Zeit „Eierpfannkuchen“ war  – jetzt wissen wir endlich, wo das ganze Mehl hingegangen ist! „Corona-Suppe“ – die heißt ganz einfach so, weil man dafür keine Nudeln braucht. Karotten mal nicht aus der Dose, sondern aus frischen Möhren selbst kochen. Ooopss – schmeckt ja ganz anders!? Wie macht man noch Käsespätzle? Ein schöner Braten, den man jede Viertelstunde übergießen muss. Aber man war ja sowieso zuhause. Tomatensoße selbst machen und nicht einfach aus der Tüte anrühren – und wie würden sich denn ein paar Sauerkirschen darin machen?

Ich gebe es durchaus zu – mir hat in diesen Wochen vieles gefehlt – aber ich habe es sehr genossen, zu kochen. Und habe dabei gleich mehrere Erfahrungen (wieder) machen können:

  • Ich habe Rezepte ausprobiert, an die ich mich noch nie getraut habe – und es hat funktioniert!
  • „Frisch“ schmeckt eindeutig besser als „Konservendose“.
  • Auf der Suche nach interessanten Rezepten habe ich mir endlich manche Kochbücher, die schon seit Jahren ungelesen im Regal stehen, mal wieder vorgenommen – und sie gleich, wenn nichts „Spannendes“ drin war, auch entsprechend „entsorgt“.

Also: Selber kochen macht Spaß!!!

Und heute, nachdem ich eben einen Tisch im Restaurant für übermorgen reserviert habe (die Dinkelpfannkuchen mit Spargel bekäme ich nie so hin!), fällt mir auf, dass ich manche dieser Erfahrungen mit dem Kochen auch auf meinen Glauben während Corona-Zeiten übertragen kann:

Nicht andere für meinen Glauben sorgen lassen, sondern mich selbst verantwortlich fühlen. Und statt einfach nur das vorgeschlagene „Tagesmenü“ zu nehmen, überlegen, worauf ich denn Appetit habe.

Über die Autorin

Andrea Schwarz ist Schriftstellerin und pastorale Mitarbeiterin im Bistum Osnabrück. Sie ist eine genaue und sensible Beobachterin ihrer Umwelt und der Menschen, denen sie begegnet. In ihren Texten versucht sie, Gott mitten im Alltag zu entdecken und Lust aufs Leben zu machen – nun erstmals auch in Form von Blogbeiträgen!

Bewährtes ist nicht immer das Schlechteste – aber man kann auch durchaus mal was Neues ausprobieren! Abwechslung und neue Ideen tun gut! Und wenn „Glaubens-Kochbücher“ nichts Interessantes hergeben, dann sollte man sie schleunigst entsorgen.

Ein paar „Grundrezepte“ und „-zutaten“ können hilfreich sein – wollen aber persönlich abgewandelt und gestaltet sein.

Und frisch und selbstgemacht schmeckt oft besser als aus der Konservenbüchse – so ansprechend und gut auch die vielen Internet-Gottesdienste waren und sind, der kleine persönliche Hausgottesdienst zu zweit mag zwar nicht vollkommen sein, ist aber echt und authentisch.

„Selber glauben“, ja, das bedeutet Zeit und Mühe – hat aber durchaus was mit Lebensqualität zu tun: Ich sorge für das, womit und wovon ich mich spirituell ernähre.

Und natürlich macht auch „glauben“ in einer Gruppe mehr Freude als allein – aber: Wenn grad keine Freunde da sein können, dann sollte man trotzdem gut für sich sorgen.

Und was hat das jetzt mit dem „Probierhasen“ zu tun? Ganz einfach: In der Hochphase meiner experimentellen Versuche brauchte ich ja jemanden, der zumindest bereit war, das zu probieren, was ich da zusammen kochte. Und da musste eine Freundin herhalten. Das fand ich nicht selbstverständlich und wollte mich entsprechend bei ihr bedanken: „Du bist mein …“ aber mir fiel das passende Wort nicht ein und da kam dann eben der „Probierhase“ dabei heraus. Sie schaute mich etwas verdutzt an und sagte dann fragend: „Versuchskaninchen?“ – richtig, das war das Wort, das ich gesucht hatte.

Aber: Im Glauben möchte ich lieber „Probierhase“ als „Versuchskaninchen“ sein.

 

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