Das Reich Gottes säen
Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.
Markus 4,26-34 (Einheitsübersetzung 2016)
Ich falle mal direkt mit der Tür ins Haus mit einer Frage an Sie: Reich Gottes? Was stellen Sie sich darunter vor?
Auf den ersten Blick ist „Reich Gottes“ irgendwie sperrig. Dass Jesus Bilder, Gleichnisse nennt die Bibel das, benutzt, um es zu beschreiben, macht es nicht leichter. Deutlich wird: das Reich Gottes bleibt immer auch unbegreifbar. Es ist schließlich auch noch nicht vollendet, also noch nicht Wirklichkeit in seiner Fülle.
Ich wage folgende Beschreibung: Reich Gottes ist Gottes Traum bzw. seine Vision von einer Welt, in der alle, Mensch und die gesamte Schöpfung, auf allen Ebenen in Gerechtigkeit und Frieden miteinander leben und Leben teilen. Und diesen Traum hat Gott uns Menschen anvertraut. Er traut uns zu, dass wir mit ihm diese Vision für uns Wirklichkeit werden lassen. Und zwar nicht in irgendeiner fernen Zukunft, sondern immer schon jetzt und hier, da, wo wir gerade sind.
Wie das geht? Mit ganz kleinen Zeichen schon, so wie auch Samenkörner klein sind und doch Großes aus ihnen wachsen kann und das von ganz alleine, ohne dass ich das beobachten kann: ein Lächeln verschenken, freundlich grüßen, dem/der Anderen respektvoll und wertschätzend begegnen, sich um jemanden/für jemanden sorgen, Müll vermeiden, Energie sparen, Lästern unterlassen, den Mund aufmachen gegen Fremdenhass, … Die Liste ließe sich unendlich verlängern. Mit so vielen unscheinbaren Dingen tragen wir dazu bei, dass Gottes Reich unter uns wachsen kann.
Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit. Machen Sie sich bewusst, mit welchen Verhaltensweisen Sie in der zurückliegenden Woche dazu beigetragen haben, Samen von Gottes Reich auszustreuen. Und freuen Sie sich daran! Jede*r von uns kann etwas dazu beitragen, dass die Welt besser wird, so pathetisch das auch klingt und wie unrealistisch das manchmal auch erscheinen mag. „[Das Reich Gottes] gleicht einem Senfkorn …“
Inga Schmitt, Pastoralreferentin