Fastenzeit, ja, das könnte in der Schule Thema sein. Manchmal nur sehr weltlich oder zum Beispiel im Sinne des Klimafastens. Vielleicht haben Sie an der Schule ja auch etwas Besonderes in der Fastenzeit oder im Ramadan veranstaltet. Auch im interreligiösen Dialog ist es durchaus möglich: Ramadan ist ja auch noch nicht lange her und mit der muslimischen Fastenzeit können viele Schülerinnen und Schüler heute etwas anfangen. Mit Ostern und dem Glauben an die Auferstehung wird es da interreligiös schon etwas herausfordernder, aber nicht nur interreligiös betrachtet. Ostern liegt in den Ferien, an manchen Schulen wird nach den Ferien noch ein Gottesdienst oder Impuls zu Ostern gehalten. Und an Pfingsten?! Da wird es in der Schulpastoral schon dünner. Pfingsten wird häufig noch in der Firmung in den jeweiligen Jahrgang thematisiert, liegt aber auch in den Ferien.
Der Heilige Geist… Viele Menschen im System Schule können damit nur sehr wenig anfangen. Und dabei ist es aus meiner Sicht ein sehr wichtiges Fest.
Vater, Sohn, Heiliger Geist… viel zu lange und viel zu oft sind dabei Bilder in den Köpfen von drei männlichen Gestalten entstanden. Das deutsche Wort „Der Heilige Geist“ trägt sprachlich dazu bei. Und sprachlich gesehen sind wir damit allzu weit weg von der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Der Heilige Geist… Menschen, die mit dem Heiligen Geist getauft werden… Gott, der uns beim Namen ruft… Eine echte Herausforderung im Kontext Schule! Und dabei muss es gar nicht immer so schwierig sein.
Welch eine Wohltat ist hierbei die Lektüre des Buches „Halt’s Maul, jetzt kommt der Segen!“, in dem Inger Hermann ihre Praxis als Religionslehrerin beschreibt. Soeben hat sie am Abend vorher einen Schüler prügelnd mit anderen auf der Straße entdeckt und nach ihm gerufen. Sie hat ihn bei seinem Namen gerufen. Und die Erkenntnis aus dem Buch auf fast jeder Seite: Gott hat jedes Kind, auch verwahrlost und heruntergekommen, beim Namen gerufen. Sie beschreibt den Unterricht am Tag danach so:
„Antonio meldet sich.
„Haben Sie mich deswegen bei meinem Namen gerufen?“
„Weswegen?“
„Damit ich nicht prügeln soll – wegen Gott und so weiter.“
„Nun ja. – Vielleicht hast du sogar recht. Ich möchte nämlich, dass du heile bleibst. Du bist zwar ein Satansbraten, aber auch ein Gotteskind.“
Antonio strahlt. In diesen Extremen kann er sich wiederfinden. […]
[Ihm] quillt die Lebensfreude aus allen Poren. Und ich bin überzeugt, Gott hat ihn bei seinem Namen gerufen.“ (aus: Inger Hermann: Halt’s Maul, jetzt kommt der Segen…“ Kinder auf der Schattenseite des Lebens fragen nach Gott, 1999, S. 139).
Denken wir doch mal darüber nach, wenn wir das nächste Mal einen Schüler oder eine Schülerin beim Namen rufen. Und schon jetzt ein gutes Zusteuern von Ostern zu Pfingsten!
Herzliche Grüße,
Elisabeth Lis
Referentin für Schulpastoral