Seetang

Bibelfenster zum 24. November 2011:

 Über Zeit und Stunde, Brüder, brauche ich euch nicht zu schreiben. Ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: Friede und Sicherheit!, kommt plötzlich Verderben über sie wie die Wehen über eine schwangere Frau, und es gibt kein Entrinnen. Ihr aber, Brüder, lebt nicht im Finstern, sodass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht und nicht der Finsternis. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, sondern wach und nüchtern sein.

 Einheitsübersetzung, 1. Thessalonicher 5, 1-6

Kein Mensch rechnet heute mit dem Weltuntergang, kein Mensch rechnet mit der Wiederkunft Christi. Das Ausbleiben der Wiederkunft Christi war für die Urgemeinde ein großes Problem.
Uns berührt das Ausbleiben nicht, auch wenn wir in jeder Messe beten: „… bis du wiederkommst in Herrlichkeit“.
Uns berührt aber sehr wohl, dass der Tod plötzlich ins Leben treten kann, unerwartet, unverschämt manchmal, stumm machend.
Aber im normalen Alltag ist auch er für die allermeisten weit weg – es sei denn, man ist gerade von einem Todesfall in der Nähe betroffen, oder man ist selber schwer erkrankt und weiß, dass man auf den Tod zugeht.

Das Bibelfenster

Hier kommentieren jede Woche Menschen aus dem Bistum Osnabrück eine Bibelstelle aus einer der aktuellen Sonntagslesungen – pointiert, modern und vor allem ganz persönlich.

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Und trotzdem gilt: Wir wollen wach und nüchtern sein.
Oder, wie der Künstler Joseph Beuys einmal sagte: „Der Tod ist ein Mittel, um das Bewusstsein zu entwickeln, zu einem höheren Leben vorzudringen – einem höheren Leben, das ist wichtig. Wenn der Mensch sich nicht für das höhere Leben interessierte, könnte er genauso gut ein Stück Seetang sein.“

 P. Franz Richardt