Sprechstunde jederzeit

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Bild: unsplash.com, Henry Co

Und es geschah: Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung! Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu eben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

Lukas 11,1-13

 

Es gibt einen Unterschied zwischen Beten und Betteln. Beim Beten, mache ich mir meine Würde als Sohn oder Tochter Gottes bewusst. Ich spreche zu Gott auf Augenhöhe, ich stehe aufrecht vor ihm. Ich bin mit Gott auf Du und Du. Jesus von Nazaret umschreibt das mit dem Wort vom „Vater“, vom „Abba“. Es geht dabei nicht um die Übertragung familiärer Machtstrukturen. Es geht um Unmittelbarkeit und Gelassenheit. Gott ist nicht ein fernes Schicksal, sondern ein „Du“, dem ich mich jederzeit und in allen Lebenslagen anvertrauen kann.

Betteln dagegen ist würdelos. Wenn ich im Gebet immer nur rufe „Gib mir!“, entwürdige ich mich als Mensch und Kind Gottes. Und auch Gott wird zur bloßen Maschine, die meine Wunschzettel abarbeiten soll.

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Jesus stellt uns Gott als Freund vor Augen. Mit meinen Freunden spreche ich gerne über das, was mich quält oder was mir derzeit das Leben sauer macht. Ich erwarte nur, dass sie zuhören. Die Lösung muss sowieso ich alleine finden. Gott ist ist Zuhörer und Freund. Dass er mitgeht in meinem Leben ist Antwort genug.

„Betteln und Hausieren verboten!“ – Sprechstunde aber jederzeit! Das ist unser Vater …

Pastor Michael Lier